Blondie
“Panic of Girls“
Machen wir uns nichts vor: als sich Blondie 1983 auflösten, hatte die Band um Debbie Harry ihre besten Zeiten hinter sich. Das Abschiedsalbum „The Hunter“ stimmte ratlos, kein Song darauf war auch nur ansatzweise mit grandiosen Hits wie „Heart of Glass“, „Rapture“ oder „Atomic“ vergleichbar. Dass Blondie 1999 mit der Single „Maria“ ein fulminantes Comeback gelang, kam völlig überraschend – das Album „No Exit“ und der Nachfolger „The Curse of Blondie“ (2003) gerieten allerdings eher schwach und konnten nur alte Fans begeistern. Debbie Harry, die unlängst ihren 66. Geburtstag feierte, ist natürlich unbestritten und völlig objektiv betrachtet (*g*) eine der coolsten Frauen des Planeten, in den letzten Jahren überzeugte sie als Jazzsängerin und Schauspielerin, z.B. in „Spun“ und „Mein Leben ohne mich“. Dass sie jetzt mit ihren alten Weggefährten Chris Stein und Clement Burke plus ein paar jungen Musikern eine neue Platte aufgenommen hat, kann man zur Kenntnis nehmen, muss man
aber nicht. Denn „Panic of Girls“ ist rundherum verzichtbar (und hier schreibt ein echter Blondie-Fan!!): der Opener „D-Day“ ist das beste Stück, wild und wavig erinnert es an selige Punk-Tage, als Blondies Karriere im New Yorker Club CBGB´s begann. Danach geht es bergab; schnulzige Balladen („The End The End“, „China Shoes“), uninspirierter Reggae und Coverversionen, die die Originale nur umso besser erscheinen lassen („Girlie Girlie“ von Sophia George und „Sunday Smile“ von Beirut), altherrenrockiges E-Gitarren-Gegniedel und altmodischer Achtzigerjahre-Synthie-Sound („Love Doesn´t Frighten Me“) füllen dieses Album, mit dem sich Blondie als schwacher Abklatsch ihrer einstigen Klasse präsentieren. Vielleicht sollte man nicht gar so streng sein, sondern es wertschätzen, dass Blondie immer noch Spaß am Musikmachen haben – besitzen muss man „Panic of Girls“ deshalb nicht.
CD 2011, 11 tracks, , Label: Parlophone/EMI
Christina Mohr19.07.2011