Kari Bremnes
“Over En By“
Es gibt Tage – meist sind es Sonntage – an denen ich mich wie ein Taucher unter Wasser bewege. Irgendwann gebe ich der Strömung nach und träume in den Tag hinein. Ich folge meinen Gedanken und komme an ganz eigenartigen Orten an. An solchen Tagen höre ich Alben wie „Over En By“. Atmosphärische, stille, wahre, musikalische Geschichten aus dem Leben, mit sparsamer Instrumentalisierung vorgetragen, von einer warmen und natürlichen Stimme. Das Besondere an „Over En By“ (Über einer Stadt) ist die Sprache: Norwegisch. Meine „Hörgeschichte“ von „Over En By“ ließe sich daher als Geschichte, des Nichtverstehens der Worte erzählen, oder aber als eine solche des Verstehens der Musik. Die zum großen Teil von Kari Bremnes komponierten Stücke vermitteln die Emotionen und Begebenheiten, von denen die Sängerin berichtet. Sie machen einen an der richtigen Stelle nachdenklich, aber sie bringen einen auch schon zum Lachen, lange bevor man die deutschen Übersetzungen im Booklet liest. Manchmal braucht es nicht mehr als eine melancholische norwegische Sängerin, eine Gitarre, ein Klavier, eine Trompete Kari Bremnes war in Norwegen 2005 für den „Spellemannprisen“ in der Kategorie „Viser“ (etwa Weise, Lied) nominiert. „Over En By“ ist ein Album mit ebensolchen einfachen Liedern, die wahre Beobachtungen unverschnörkelt und direkt wiedergeben. Einfach, aber schön.
CD, 2006, 14 Tracks, www.karibremnes.no , Label: Strange Ways / Indigo
Nadine Hartung09.03.2006