Souad Massi

“Oumniya“

Seit dem Mittelalter besteht eine kulturelle Brücke zwischen Nordafrika und Andalusien, und das hört man dem fünften Album „Oumniya“ (Mein Wunsch) der Algerierin Souad Massi deutlich an. Die kleine Besetzung mit arabischer Geige und Percussion klingt deutlich nordafrikanisch, aber Massi und ihre vier Mitmusiker mischen mit spanischem Gitarrenspiel schöne Flamenconoten sowie Anklänge an Fado, Reggae und Latin dazu. Und dies entspricht ganz deutlich „ihrem Wunsch“: nämlich dass, wenn wie im Mittelalter, als die arabische Kultur als Hort der Wissenschaft, Offenheit und Toleranz geehrt wurde, als die religiösen Gelehrten diskutierten anstatt engstirnig Doktrinen zu postulieren, die arabische Welt wieder einen wahren Reichtum jenseits der Öl-Dollars erreichen könnte. Das mag jetzt sperrig klingen, und die meisten der selbst komponierten Stücke sind auf Arabisch gesungen, aber Massis Stimme ist so samtig warm, die Lieder so eingängig melodiös und die Arrangements so vielseitig, dass das Anhören eine wahre Freude ist und zum Mitträumen einlädt.

CD, 2019, 10 Tracks, Label: Naive

Fee Kuhn

16.10.2019