Camille

“Ouï“

Sechs Jahre mussten Fans der eigenwilligen französischen Künstlerin warten, jetzt hat sie endlich ein neues Werk veröffentlicht. Es beginnt erhaben und wie gewohnt eindrucksvoll. In „Sous Le Sable“ (Unter dem Sand) singt Camille zu einer Trommel und dunkel-sphärischen Klängen in ihrer markanten Art, ihrer ganz eigenen Art, Silben zu betonen und die Stimme fast schon perkussiv zu gebrauchen. Nach dem mit vielen Stimmen verschachtelten „Lasso“ folgt das zarte, wunderschöne „Fontaine De Lait“ (Brunnen aus Milch), für mich klar das schönste Stück auf ihrem Album. Dazu erklärt Camille: „In diesem Track ist alles im Fluss. Ich dehne französische Worte so, dass sie sich geradezu flüssig anfühlen.“ Ungewohnt ist, sie in Englisch singen zu hören („Seeds“), aber auch das ist stimmig und berührend. Spätestens zu Beginn von „Nuit Debout“ ist dann deutlich zu hören, wo das Album aufgenommen wurde: in La Chartreuse, einem ehemaligen Kloster in Avignon, das heute KünstlerInnen beherbergt. Ein Jahr hat es gedauert, bis sie ihr neues Album “Ouï” mit ihren langjährigen Weggefährten, dem Komponist und Multi-Instrumentalist Clement Ducol und Ton- und Mixing-Ingenieur Maxime Leguil aufgenommen hatte. Es braucht nicht viel, im Grunde nur einen vielseitigen analogen Moog-Synthesizer, um die schier unerschöpflich wirkenden Gesangs-Ideen der Französin umzusetzen und zu begleiten. In „Piscine“ mag man ihr „aller a la mer“ lautstark mitsingen. Überhaupt ist das Album vor allem für A Cappella-Fans unbedingt zu empfehlen.

MELODIVA CD Tipp Juni 2017

CD, 2017, 11 Tracks, Label: Because/ Warner Music

Mane Stelzer

18.06.2017