Dum Dum Girls
“Only In Dreams“
Zurzeit sind ja einige Frauenbands around, die sich wie moderne Varianten der Shangri-La´s und Ronettes anhören, aber die kalifornischen Dum Dum Girls sind die Besten. Auf ihrem zweiten Full-Length-Album “Only In Dreams”, dem Anfang des Jahres die vielversprechende EP “He Gets Me High” vorausging, lassen Chefin Kristen Gundred alias Dee Dee (natürlich benannte sie sich nach ihrem Vorbild Dee Dee Ramone) und ihre Kolleginnen Jules, Bambi und Sandy ihrer Liebe für dreckigen Garagenbeat, Beach Boys-Harmonien und Girlgroup-Gesang freien Lauf – und vergessen dabei nicht, auch gute Songs zu schreiben. Richard Gottehrer, der früher Songs für Blondie und Bow Wow Wow schrieb, und Sune Rose Wagner von den Raveonettes sorgten für eine daunendeckendicke Produktion – weniger trashiges Geschepper, mehr volumige Bässe und Sing-Along-Chöre. Untermalt mit ordentlich Fuzz, Hall und Reverb rocken Stücke wie “Always Looking”, “Heartbeat” (eine offensichtliche Hommage an Buddy Holly) oder “In My Head” aus den Boxen, als hätten wir gleichzeitig 1955, ’62, ’77 und 2011. Die Hooklines sind euphorisch oder ziemlich düster wie im halluzinierenden “Bedroom Eyes” und der traurigen Ballade “Coming Down”, die Dee Dee nach dem Tod ihrer Mutter schrieb. Dum Dum Girls sind eine dicht und druckvoll aufspielende Band, keine niedlichen Püppchen, die sich nur an einen gerade angesagten Trend dranhängen wollen. Dreh- und Angelpunkt ist aber unbestritten Sängerin Dee Dee, deren nasal-coole Stimme an Chrissie Hynde und Kate Jackson (The Long Blondes) erinnert und in deren unmittelbare Nachbarschaft die Dum Dum Girls auch gehören.
CD, 2011, 10 Tracks, Label: Sub Pop
Christina Mohr05.10.2011