Thea Hjelmeland

“Oh, The Third..“

Thea Hjelmeland, 26-jährige Singer-/Songwriterin aus Norwegen, scheint auf der Suche zu sein – das könnte man angesichts des Albumtitels „Oh, The Third..“ denken, der nur zwei nachdenkliche Pünktchen zählt anstatt der üblichen drei. Verwirrung stiftet Hjelmeland überdies damit, dass diese Platte keineswegs ihre dritte, sondern ihre erste ist. „Oh, The Third..“ bietet allerdings kein wirres Durcheinander, sondern eine enorm abwechslungsreiche Stilpalette, die sich erst nach dem zweiten, dritten, vierten Hördurchgang so richtig entfaltet. Der erste, oberflächliche Eindruck ist eher leise, unaufdringlich – ein zartes, sanftes Folkpopalbum aus dem hohen Norden eben. Hört man die neun Songs mehrmals (was man unbedingt tun sollte!), fallen die Details und vor allem das gesangliche Ausnahmetalent der Künstlerin auf: Hjelmelands Stimmvolumen reicht vom hohen Sopran bis in dunkle (Un-)Tiefen, die Vergleiche von Kate Bush bis Nina Simone aufs Tapet rufen. Sie kiekst, raunt und röhrt und überrascht in jedem Stück aufs Neue. Auch musikalisch probiert Thea Hjelmeland viel aus: vom sanft schaukelnde Walzer „Perfume It´s“ über fragilen Folk, tanzbare Tracks mit House-Elementen und eingängige Popsongs wie „No Other“ wirkt „Oh, The Third..“ in Gänze ziemlich kühn und gewagt – wie Theas tiefer Rückenausschnitt auf dem hinteren Cover. Dass die Norwegerin auch alle Instrumente (Mandoline, Gitarre, Klavier, Ukulele, Percussion) selbst spielt, scheint nur noch das Tüpfelchen auf dem i zu sein – bzw. der fehlende dritte Punkt aus dem Titel.

CD, 2013, 9 Tracks, Label: ora Fonogram/rough trade

Christina Mohr

07.01.2014