Dinner at the Thompson´s

“Off the Grid“

Die Gründungsstory von Dinner at the Thompson´s klingt eigentlich ganz spannend: enttäuscht von der Bush-Regierung macht sich Sängerin Lucille Tee auf den Weg von Santa Cruz nach Prag, später Paris. Im Urlaub am Strand lernt sie den französischen DJ und Musiker Fablife kennen, mit dem sie die die Liebe zu HipHop, Soul und Funk teilt. Die beiden beschließen, fortan zusammen Musik zu machen. Das war vor sechs Jahren, Gigs im Viper´s Club in Los Angeles und das hochgelobte Debüt „Lifetime on Planet Earth“ folgten. Beim Bandnamen waren sich Lucille und Fablife einig: er sollte heimelig und warm klingen, wie ein nettes Abendessen bei den Nachbarn. Genau da liegt Thompsons Hund begraben: DATT mixen zwar ein nettes, heimeliges Gebräu aus moderaten Breakbeats, typisch US-amerikanischem R’n’B, Soul, HipHop und Funk, wirken in Gänze aber harmlos und austauschbar. Fablife gelingt es nicht, den fünfzehn Songs plus Bonustrack einen eigenen Stempel aufzudrücken. Tracks wie „How Can I“, „Rise Up“ oder „Western Spaghetti“ sind tadellos instrumentiert und produziert, die Beats flowen mal gemächlich, mal knackig, die Platte taugt zum Tanzen wie zum Nebenbei-Laufenlassen – aber es fehlen Biss und Schärfe. Gastsänger Lee Fields und Rapper Guilty Simpson bringen zwar Abwechslung, unterm Strich sorgen sie aber noch mehr dafür, dass „Off the Grid“ wie ein Mixalbum für die schicke neue Cocktailbar klingt. Einzig Lucille Tees Soul- und Jazz-erprobte Stimme hat einigen Wiedererkennungswert. Vielleicht sollte sie mal wieder auf Reisen gehen…

CD, 2010, 14 Tracks, Label: Earth At Work

Christina Mohr

16.11.2010