Angela Frontera

“O Tempo“

Die Perkussionistin und Sängerin Angela Frontera wuchs mit Musik auf – ihr Vater ist Pianist, die Mutter Sängerin. Diesem musikalischen Erbe huldigt sie auf ihrem Album. Die Eltern sind nicht nur auf einer Doppelseite im Begleitbooklet abgebildet, der Mutter widmet sie auch das Stück „Mãe Música“. Neben den italienischen Wurzeln des Vaters und der afro-indianischen Herkunft der Mutter hat auch die Musik Brasiliens einen großen Einfluss auf Angela Fronteras Kompositionen. Samba-, Bossa- und Rumba-Elemente sind zu hören, wie auch Jazz- und Rap-Elemente. Auf dem ersten Track „Lena“ kommen auch noch Sounds von Down Under ins Spiel. Ein Didgeridoo eröffnet das Album, wird dann von Bossa Sounds begleitet. Darauf folgt ein flottes jazziges Stück mit sanften Pianoläufen. Brasilianische Musikelemente verschmelzen mit Jazz, Funk, Pop.
Musik und Texte stammen fast komplett aus der Feder der Musikerin, doch man hört viele Anleihen aus anderen Stücken. Das führt dazu, dass man meint, das eine oder andere Stück schon mal gehört zu haben. Das ist z.B. bei dem Stück „Força Do Tempo“ der Fall, Latin-Jazz mit typischen Bläsereinlagen und Samba-Gesang, wie auch bei dem Funkstück „Praça Da Sé“ mit typischem Rhythmusgitarrensound und Offbeat. Auch der letzte Track „Doce Perfume“, ein Jazzstück im Bigband-Sound, klingt sehr vertraut. Mal sind die Stücke leicht und ruhig, mal flott und groovig und stets sehr gekonnt. An einigen Stellen horcht die Hörerin dann doch überrascht auf. Am Interessantesten fand ich das Stück „Metamorfose“, das im Booklet leider nicht aufgeführt ist. Perkussion und Bläser treten in einem Wechselspiel auf, dann folgt ein langes Drum-Solo, das von einem Sprechgesang abgelöst wird. Nach kurzer Zeit setzt das Schlagzeug wieder ein, aus dem Sprechgesang werden geflüsterte, gehauchte Töne, die anschwellen und wieder verstummen. Dieser Sound, sphärisch und geheimnisvoll, klingt weniger beliebig und sehr originell.
Angela Frontera hat bereits mit Musikgrößen wie Grace Jones, Airto Moreira und Lou Bega gespielt und ist früher öfters als Gast in der Harald Schmidt Show Band aufgetreten. Ihre Arrangements klingen daher durchaus professionell. Auch die Musiker, mit denen sie das Album aufgenommen hat, verstehen ihr Handwerk. „O Tempo“ ist ein routiniertes Album, dass man gut auf jeder Party auflegen kann.

CD, 2015, 12 Tracks, Label: Chaos

Tina Adomako

17.06.2015