Souad Massi
“O Houria (Liberty)“
Die 1972 in Algier geborene Sängerin, Texterin und Komponistin liefert mit „O Houria“ (=Freiheit) ihre vierte CD ab. Schon immer hat sie sich für „westliche“ Musikrichtungen wie Pop, Rock oder auch Flamenco interessiert, so war sie auch die Stimme des ersten in Algerien aufgenommenen Rock-Albums. Gebrauchte sie diese Stilrichtungen auf den bisherigen Veröffentlichungen lediglich als Zutaten zu ihren arabischen Folksongs, so ist die Musik auf „O Houria“ nun durchwegs als Pop zu bezeichnen. An französische Chansons erinnern Songwriting und Instrumentierung zumeist. Das ist nicht negativ gemeint, ergibt das doch einen reizvollen Kontrast zu den oftmals arabisch gesungenen Texten. Sie liegen im Booklet in englischer Übersetzung vor und offenbaren einen Einblick in die Realität des nordafrikanischen Landes. Die Ungleichheit der Geschlechter wird in „Nacera“ und besonders anrührend in „Samira Meskina“ beklagt, Hoffnung auf Frieden in dem treibenden „All Remains to be Done“ geäußert. Und ein korrupter, machtgieriger Bürgermeister wird bei „A Letter to …Si H’med“ im Country & Western-Rhythmus aufgefordert, endlich die Dorfstraße reparieren zu lassen, damit die Kinder nicht mehr durch den Schlamm in die Schule waten müssen. Das alles wird zu durchwegs gekonnter Akustik-Begleitung durch v.a. Gitarren und Kontrabass mit gerader, manchmal spröder Mädchenstimme vorgetragen. Und da Souad Massi auch ein Händchen für Melodien hat, ist es auch für etliche Gänsehäute gut. Das letzte Stück der CD hat sie mit ihrem berühmten Fan, dem König des Britpop und Friedensaktivisten Paul Weller, aufgenommen: „Let me be in Peace“. Schön!
CD, 2010, 12 Tracks, Label: Wrasse Records
Fee Kuhn19.12.2010