Virginia Rodrigues
“Nós“
Nun ist es da, das zweite Album der Brasilianerin Virginia Rodrigues, mit dem feierlichen Titel „Nós“. Wer allerdings fetzige, brasilianische Karnevalsmusik erwartet, wird zunächst einmal enttäuscht sein. Die Scheibe ist ruhig, fast melancholisch – trotz der großen Rhythmussection – was wohl auf den fließenden Gesang der Rodrigues zurückzuführen ist, der für klare Melodielinien sorgt. Dabei trifft christliche Spiritualität auf Salsa und afrikanische Einflüsse (in Form von Choreinlagen und der Art des Gitarrenspiels), all das mit einer Prise zurückhaltender Sambaelemente gewürzt. Diese Mischung wird mit einem Streichersatz kombiniert, der in einigen Tracks in Erscheinung tritt. Die klare und ruhige Altstimme von Vrirginia Rodrigues schwebt souverän über diesem musikalischen Gericht.Die aus einer niedrigen Gesellschaftsschicht kommende Brasilianerin besingt in ihren Liedern das Schicksal der afro-brasilianischen Bevölkerung, der sie sich immer noch zugehörig fühlt, was ja auch im Titel der Scheibe zum Ausdruck kommt. Viele ihrer Stücke sind Liebeslieder an die schwarzen Menschen der Kontinente Südamerikas und Afrikas.Für meinen Geschmack ist mir dieses „Gericht“ ein wenig zu glatt, die Stimme von Virginia Rodrigues besitzt für mich zuviel Belcanto, und die Streicher verstärken diesen Eindruck sogar noch. Da kann ich nur sagen: selber anhören und abschmecken.
CD, 2000, 14 Tracks, Label: Hannibal Records
Antje Köhn06.09.2001