Christy & Emily
“No Rest“
„No Rest“, das dritte Album des New Yorker Duos Christy & Emily, zeigt, wie man mit minimalen Mitteln maximale Intensität erreicht. Emily Manzo, klassisch ausgebildete Pianistin und John Cage-Interpretin, und Christy Edwards, Gitarristin/Schlagzeugerin mit Punk-Background, verbinden auf zehn Tracks Folk, Blues, Klassik, Neue Musik und The Velvet Underground, ohne abgehoben und verkopft zu klingen. Vielmehr hat man den Eindruck, einem intimen Lagerfeuerkonzert beizuwohnen, als sängen und spielten Christy & Emily für einen ganz allein. Musik, die im Dunkeln gespielt und gehört werden soll: Lullabies für Erwachsene. Der Gesang ist vorwiegend zart, aber bestimmt; beunruhigende Geschichten von Selbstmördern und vergangenen Kindheitstagen werden erzählt, die Melodien entwickeln einen mystisch-verführerischen Sog: beim atmosphärisch dichten „Cave“ fühlt man sich tatsächlich wie einer Höhle, dumpfes Klopfen und Vibrieren scheint aus unauslotbaren Tiefen zu kommen; in „Amaryllis“ weht neben klassischen Elementen ein Hauch Beach Boys mit, „Beast“ verschmilzt Psychedelik mit lateinamerikanischen Rhythmen. Christy und Emily verwenden neben „typischen“ Pop- und Folkinstrumenten wie Gitarre und Percussion auch eher ungewöhnliche Klänge von Wurlitzer-Piano, Glocken und Harmonica – so entsteht ein ungewöhnlicher, faszinierender Sound, der mal so reduziert und schroff klingt wie Ry Cooders Soundtrack für „Dead Man“, mal fantasievoll und ungreifbar wie Kate Bush.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Klangbad
Christina Mohr23.02.2010