Silje Nergaard

“Nightwatch“

Nach der letzten erfolgreichen Veröffentlichung der CD ‚At First Light‘, die in Siljes Heimat Norwegen auch in den Popcharts zu finden war, muß man die Mittdreißigerin mit der Kleinmädchenstimme eigentlich nicht mehr groß vorstellen. ‚Nightwatch‘, die achte Veröffentlichung unter eigenem Nahmen, macht da weiter, wo ‚At First Light‘ aufhörte: sehr persönliche Songs, sehr intime Texte, eingängige Kompositionen, manchmal eher jazzy, manchmal eher Pop. Kein Wunder, dass die CD in Norwegen sofort auf Platz 1 der Charts schoss. Die zweifache Mutter hat das große Glück mit dem PEN-Poeten Mike McGurk als Schwager einen guten Texter zur Hand zu haben, der zwar selber ganz bescheiden einfügt, dass er ja doch nur das aufschreibt, was Silje denkt. Dass eine Sängerin ihre Stücke selber schreibt (oder Plattenfirmen solche Singer-Songwriterinnen unter Vertrag nehmen), kommt gottseidank wieder in Mode. Und vom Stücke schreiben versteht die Norwegerin sehr viel. Auf der neuen CD findet sich dann auch der Gewinnertitel des USA Songwriters‘ Competition, ‚I Don’t Wanna See You Cry‘ – groovy! Doch nicht nur die eigenen Stücke der Sängerin, die in den letzten Jahren begeisterte und ausverkaufte Konzerte von Den Haag bis Hongkong gegeben hat, überzeugen. Einer meiner Favoriten ist die Cover-Version des David Bowie – Hits ‚This Is Not America‘. Silje Nergaard ist sicher nicht nur eine Jazzsängerin, ,Nightwatch‘ ist ebenso eine Popscheibe, ein Singer-Songwriter-Album und alles in allem ziemlich rund, was auch der hervorragenden Wahl der Mitmusiker zuzuschreiben ist. An der menschlichen Stimme scheiden sich die Geschmäcker viel mehr als an Blas- oder Tasteninstrumenten, und im Fall von Silje Nergaard muß man wirklich auf die Kindfraustimme stehen.

CD, 2003, 12 tracks, Label: Universal

Angela Ballhorn

23.02.2004