Sawoff Shotgun
“Never Mind the Botox, Here Comes the Sawoff Shotgun“
Knallige Optik, musikalisch aber ein bisschen schlapp auf der Brust —
auf diesen knappen Nenner lässt sich „Never Mind the Botox, Here Comes
the Sawoff Shotgun“, Debütalbum des Frauentrios Sawoff Shotgun bringen.
Die Grazer Schwestern Monica, Susanna und Sonia Sawoff legen viel Wert
auf eine anarchisch-trashige Riot Grrl-Inszenierung, zum Beispiel geben
sie sich coole Pseudonyme: da wäre zum Beispiel die „Physikerin und
Trägerin des Schwarzen Gürtels“ Lola Phyton, die Haidompteurin Bess
Brown und zu guter Letzt Ex-Oligarchengattin Kala Bebe. Okay, das ist
witzig und ein munter drauflos rockendes und hübsch anzusehendes
Damentrio verdient eigentlich auch jede Menge Vorschusslorbeeren —
aber: „Never Mind the Botox…“ ist von Riot Grrlism meilenweit
entfernt. Die drei Österreicherinnen sind insgesamt einfach zu nett,
ihre Songs packen nicht zu, die Stimmen sind niedlich, aber von Girl
Power keine Spur. Elektro-Rock-Kombitracks wie „Lip My Stockings“ und
„Radio Ulul“ verdaddeln sich und verlieren auf halbem Wege ihre
Spannung. „I Hate You“ schielt zu stark nach dem Übervorbild Peaches,
Girlpopsongs wie „Shark Shot“ und „Papa was a Preacher“ sind nur
vordergründig bissig, die Refrains sind vorhersehbar und wenig
originell. Besser gelingen ihnen die getragene Barjazzballade „Queen of
Clubs“ oder das mit knackiger Gitarre eingeleitete „Ain?t Stalking My
Love“ – Fazit: Sawoff Shotgun müssen ihr Konzept nochmal überdenken und
Konzerte von The Ettes besuchen, um zu gucken, wie das mit dem
Grrrl-Rock so funktioniert.
CD 2009, Label: Sevenahalf Records/Broken Silence
Christina Mohr20.07.2009