Alin Coen

“Nah“

Sieben Jahre mussten Fans auf ihr drittes Studioalbum warten, jetzt ist es endlich da und kommt uns wieder ganz „nah“. In nur sechs Tagen im Januar noch vor der Coronakrise in ihrer Wahlheimat Berlin aufgenommen, schöpft es aus dem Füllhorn der vielen Facetten, die eine Liebe in sich bergen kann: Gefühle und Empfindungen, die ausgesprochen manchmal schwer erträglich sind, weil sie Beziehungen so viel komplizierter machen. Ihre Gefühlswelten zeichnet Coen mal als stures Herz, mal als Liebe, die unter Trümmern begraben liegt oder auch als Mensch, der sich als nicht entflammbar entpuppt. Gleich zu Beginn beweist das Liebeslied „Du bist so schön“, dass ein Lied mehr sagen kann als gesprochene Worte. Auch im zweiten Solo der Platte („Die Gefahr“) erklingt die typisch-Coen’sche leise Melancholie, im dunklen „Beben“ dann in vollem Bandsound. Ein weiteres Highlight ist für mich der Song „Leichtigkeit“, in dem sich viele von uns wiedererkennen werden, die schon mal eine Beziehung geführt haben, die scheinbar unheilbar schwierig wurde: „Das Spektrum an Farben getränkt in meinem Grau | Der Himmel ist noch da, aber er leuchtet nicht mehr blau“. Zu Klavier und Akustikgitarre, die die gebürtige Hamburgerin beherrscht, kommen ihre langjährige Rhythmusgruppe und weitere Klangfarben wie Geige (Liv Solveig Wagner) und Cello (Philipp Thimm), die dem Song „Ultimatum“ einen kammermusikalischen Touch und mehr Drama verleihen. Die Releasetour musste auf April 2021 verschoben werden, derweil könnt ihr euch aber in ihrem neuen Webshop umschauen.

CD, 2020, 12 Tracks, Label: Pflanz einen Baum

Mane Stelzer

26.09.2020