Barbara Dennerlein

“My Moments“

Barbara Dennerlein hat eine neue CD veröffentlicht und das bräuchte man eigentlich nicht mehr zu kommentieren. Denn was man über die Grande Dame der Hammond Orgel schreiben könnte, würde den Platz dieser Seite sprengen. Die Münchnerin ist seit mehr als 30 Jahren aus der weltweiten Jazzszene nicht mehr weg zu denken. Neben zahlreichen Ehrungen – sie hat allein fünfmal den Down Beat-Kritikerpreis gewonnen und ist in die Hammond Hall of Fame aufgenommen worden – ist die Liste derer, die mit ihr zusammen gespielt haben, fast endlos. Ebenso unendlich scheint die Liste ihrer Alben, teilweise sind diese unter ihrem eigenen Label „Bebab Records“ erschienen.
Die Orgel ist ihre große Liebe und so präsentiert sie die Königin der Instrumente und deren Schwester, die Hammond Orgel, auf ihrem neusten Album „My Moments“ mit neun eigenen Solostücken. Im ersten Teil der Platte spielt sie auf einer Hammond C3, im zweiten Teil wechselt sie auf eine Pfeifenorgel mit 203 Registern. Die Aufnahmen entstanden während eines Solokonzerts in der schwedischen Kleinstadt Piteå, wo eben diese große Orgel in einem Konzertsaal steht. Barbara Dennerlein hat nicht nur eine unglaubliche Schnelligkeit auf den Tasten entwickelt, sondern auch die Fähigkeit, vieles gleichzeitig zu tun. Dazu gehört ein vollkommen unabhängig agierender linker Fuß, der mit den Fußpedalen der Orgel von ihrer linken Hand die Basslinie übernimmt und somit dieser alle Freiheiten gibt, wiederum unabhängig von der rechten Hand zu handeln. Als klangliches Beispiel für dieses unglaubliche Klangkonstrukt könnte mein Anspieltipp „Black And White“ dienen, mit dem „Dennerlein“-Sound schlechthin. Mit „Blues In The Pipeline“ gelingt es ihr, Vorurteile wie „schwermütig“, „träge“ und „zu sakral“, die dem Instrument Pfeifenorgel häufig zugeordnet werden, mit ihrer spürbaren Begeisterung und stetig wechselnden Facetten aus dem Weg zu räumen. Sie schreibt selbst über diese CD, es sei eine der persönlichsten Aufnahmen geworden und dies ist ihr voll und ganz gelungen. Mit einer Leichtigkeit zeigt sie ihr Können; sie spielt, als spiele sie nur für sich selbst und lässt uns als Zuhörer so an ihrer Passion teilhaben. Von mir gibt es deshalb ein ganz klares: Prädikat hörenswert!

CD, 2016, 9 Tracks, Label: Bebab Records

Anja Klein

05.09.2016