Kaz Hawkins

“My Life And I“

Eine nordirische Bluessängerin? Das macht neugierig. Kaz Hawkins wurde 1973 geboren und lernte ihr Handwerk in den Bars von Belfast, wohin ihr Vater sie mitnahm. Ihre Wurzeln als Musikerin reichen in eine Zeit zurück, als das Land noch von Gewalt und Unruhen durch den Bürgerkrieg geprägt war. Hawkins schrieb schon als kleines Mädchen heimlich Gedichte, um den Schmerz zu vergessen. „Musik war meine Zuflucht, wie ein Trostspender! Wenn ich singe, fühle ich mich sicher. Meine Vergangenheit hat mich zu der Künstlerin gemacht, die ich bin, aber sie definiert mich nicht“, erzählt sie. Ihr großes Vorbild war – neben Aretha Franklin und Joe Cocker – vor allem Etta James, ihre Konzerte begann sie häufig mit deren Cover-Versionen. Auch auf „My Life And I“ sind zwei genial gesungene Etta James-Cover zu hören, dazu weitere Cover-Versionen und 13 eigene Songs. Es ist ein reichhaltiger Mix aus energiegeladenen, groovigen Songs mit Band, einem a cappella gesungenen Gospel („Pray“) und jeder Menge Balladen, die Hawkins kraftvolle, raue Bluesstimme offenbaren. Da ist das eindrucksvolle „Because You Love Me”, der berührende Song „Surviving“, der einer schmerzlichen Vergangenheit Tribut zollt, das inbrünstig geschmetterte „One More Fight“ und viele weitere Eigenkompositionen, die nur mit Stimme und Piano auskommen. Sie handeln von Freiheit und Einsamkeit, vom Durchhalten und Aufgeben – bestes Songmaterial für einen guten Song. Eine Kostprobe ihrer souligen Stimmgewalt gibt das letzte Stück „Shake“.

CD, 2022, 17 Tracks, Label: Dixiefrog Records

Mane Stelzer

26.04.2022