BOY
“Mutual Friends“
Ein Frauenduo, das sich „BOY“ nennt? Das klingt interessant, nach Gender-Debatte und Geschlechterrollentausch. Sängerin Valeska Steiner aus Zürich und Bassistin/Gitarristin Sonja Glass aus Hamburg sind aber nicht MEN, JD Sampsons queeres Discopunk-Ensemble, sondern zwei Musikerinnen, die sich mit ihrem Debütalbum „Mutual Friends“ in alle Herzen spielen werden, egal welchen Geschlechts. Das Video zur Single „Little Numbers“ sieht ein bisschen aus wie eine Mobilfunkanbieter-Werbung und dort landen BOYs Lieder auch garantiert bald: BOYs Musik ist feinster Singer-/Songwriterinnen-Pop, mal fröhlich und optimistisch, mal nachdenklich und eher melancholisch. Valeska und Sonja sind Freundinnen, die dich mit dabei haben wollen – „Mutual Friends“ eben, kein Zweiergefängnis, eher world clique, nach allen Seiten und für alle offen. Die Texte sind autobiographisch geprägt, in „Drive Darling“ und „Railway“ beispielsweise thematisiert Valeska ihren Umzug aus der Schweiz nach Hamburg, in „Waltz for Pony“ geht es um (nicht-)verwirklichte Kindheitsträume. Dass ein Abschied auch ein Neuanfang sein kann, davon handelt der mitreißende Opener „This Is The Beginning“, der – wie einige andere Songs auch – ziemlich stark an Feist erinnert, was ja nicht die schlechteste Referenz ist. In den eindringlichen Balladen „July“ und „Boris“ kommt Valeskas Stimme besonders gut zur Geltung, im raffiniert aufgebauten „Oh Boy“ rocken BOY ganz unerwartet ungestüm drauflos. BOY sind auch in Popstar-Kreisen schon sehr beliebt: Phoenix-Schlagzeuger Thomas Hedlund trommelt bei „Oh Boy“, „Waitress“, „Skin“ und „Silver Streets“. Valeska und Sonja verbreiten Licht und Freude mit ihrer Musik, ohne die Welt grundsätzlich aus den Angeln heben zu wollen. Ist ja auch okay.
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Grönland
Christina Mohr07.09.2011