Camille
“Music Hole“
„Für einen Song braucht man eine Melodie, einen Rhythmus und Wörter und alles kann man selbst machen“, sagt Camille. Auf ihrem Album „Music Hole“ arbeitet Camille mit vollem Körpereinsatz. Die Melodie entsteht durch ihre Stimme, der Rhythmus durch Body Percussion und Beat Box und die Wörter – tja, die kommen ziemlich verschmitzt aus Camilles Mund. Die Kompositionen sind verspielt und vielschichtig, so dass man die Instrumente auf diesem Album nicht vermisst. Camille selbst sagt, sie habe organische, ja primitive Musik machen wollen. Das merkt man vor allem bei „Canards Sauvages“, dem zweiten Song, der seine Einflüsse aus der afrikanischen Musik zieht. „Canards Sauvages“ hat eine ausgefeilte Rhythmik und überzeugt durch die Water-Body-Percussions. Spartanischer kommen „Gospel With No Lord“ und „Home It Where It Hurts“ daher. Beide arbeiten mit einem recht einfachen Rhythmus und Camilles Stimme. „Kfir“ kommt im Gewand eines Popsongs daher. Bei „The Monk“ könnte man fast von einem Instrumentalsong sprechen, nur dass die Melodie natürlich auch hier von Menschen mit ihren Körpern und ihren Stimmen gemacht wird. „The Monk“ wird seinem Titel gerecht und kommt sehr episch und meditativ daher. Bei „Cats And Dogs“ vernimmt man dann doch ein Piano und im Chansonsstil legt sich Camilles Stimme darüber und klärt uns auf: „Cats and dogs are not our friends … it’s just emotions we invent“. Der Song endet in einem fulminanten Tierstimmenfinale. „Money Note“ ist eine fetzige Persiflage auf das Pop- und Divengeschäft. Auch die Teetrinker kriegen ihr Fett ab in „Katie’s Tea“. „Winter’s Child“ erinnert an einen Chorgesang. „Waves“ wiederum ist balladesk. Und mit „Sanges Sweet“ entlässt Camille den Hörer beschwichtigt aus ihrem Musikloch. Es ist faszinierend wie vielgestaltig dieses A-Capella-Album ist, wie viele Stilrichtungen es ohne Brüche vereint. Dabei nimmt Camille viele Gestalten an. Ihre Singstimme kommt dabei nicht immer richtig zur Geltung. Manchmal wird sie von all den Melodie- und Rhythmusschichten ein wenig übertönt und manchmal scheint sie zu brechen. Insgesamt überzeugt Camille aber auf „Music Hole“ und bringt Farbe in den Alltag.
CD, 2008, 11 Tracks, Label: Virgin/EMI
Nadine Hartung02.09.2008