Yeah Yeah Yeahs

“Mosquito“

Eine Bemerkung vorab: „Mosquito“, viertes Album der Yeah Yeah Yeahs, ist keine Mainstream-Hitplatte geworden. Eine Entwicklung á la Gossip lag beim New Yorker Indiehipster-Trio um die charismatische Sängerin Karen O dabei durchaus im Bereich des Möglichen: seit dem letzten Album „It´s Blitz“ nahm Karen O den Soundtrack für „Wo die wilden Kerle wohnen“ auf und schrieb mit Trent Reznor einen Song für den Score von „Verblendung“. Und die Oper „Stop the Virgens“ verfasste sie auch noch, aber wer Opern schreibt, verweigert sich dem Mainstream ja sowieso – siehe Damon Albarn. Typische Yeah Yeah Yeahs-Dancefloor-Hymnen wie „Zero“ oder „Gold Lion“ finden sich auf „Mosquito“ (produziert von David Sitek, wem sonst, möchte man ergänzen) nur in Form des Titeltracks und der Single „Sacrilege“, die mit einem durchgedrehten Gospelchor-Finale aufwartet und damit auch nicht wirklich hitverdächtig ist. Bei den übrigen neun Songs (+ vier Bonustracks auf der Limited Edition) erlauben sich Gitarrist Nick Zinner, Drummer Brian Chase und Mme. O alle Freiheiten und entgehen so der Langweiler-Falle. Erratisch, skizzenhaft und experimentell sind Tracks wie „These Paths“ oder die Sci-Fi-Spacerock-Ausflüge „Area 52“ und „Under the Earth“ geraten, bei denen man sogar asiatische Elemente heraushören kann. Beim gothic-inspirierten „Slave“ und dem so hoffnungsspendenden wie düsteren „Despair“ singt Karen O so richtig schön Siouxsie-mäßig, während sie sonst die ganze Bandbreite ihres from-a-whisper-to-a-scream-Organs präsentiert. „Subway“ und „Buried Alive“ (mit einer oldschooligen Rap-Einlage von Dr. Octagon) verbinden spinnerte Künstlichkeit mit glamouröser Pop-Aura, mit dem „Wedding Song“ gelingt ein ähnlich melancholischer Ausklang wie mit „Turn Into“ vom 2006er-Album „Show Your Bones“. Kurzum: nicht nur durch die Auswahl des einzigartig grässlichen Covermotivs versuchen die Yeah Yeah Yeahs eine potenzielle Hochglanzkarriere zu verhindern, was an dieser Stelle ausdrücklich gewürdigt sein soll.

CD, 2013, 11 Tracks, Label: Universal

Christina Mohr

15.04.2013