Maria Farantouri

“Mosaic“

Die 1947 geborene Sängerin Maria Farantouri gilt als „die größte Stimme Griechenlands“. Gleich mit ihrer ersten Platte, dem „Mauthausen-Zyklus“ ihres Entdeckers Mikis Theodorakis, gelang ihr der internationale Durchbruch. In der Folgezeit war sie seine Muse, seine Priesterin, wie er sie nannte, die unzählige seiner Werke ideal interpretierte. In den Studentenbuden der 1960er und 70er Jahre war Farantouri omnipräsent, und auch heute noch dürfte vielen ihr „Canto General“ nach einem Poem von Pablo Neruda bekannt sein. Aus ihrem politischen Bewusstsein und ihrer links-pazifistischen Einstellung machte sie nie einen Hehl: Als sie 1967 nach dem Beginn der griechischen Militärdiktatur ihre Heimat verließ, sang sie weltweit für Demokratie und Frieden, vor allem auch zwischen Griechenland und der Türkei. Die bereits 2001 bis 2003 aufgenommen Lieder von „Mosaic“ bieten ein Spektrum vom (nicht nur griechischen) Volkslied bis zum Adult Pop, durchwegs in Griechisch gesungen. Gut, dass die meisten von uns des Griechischen nicht mächtig sind: so lässt sich der dunkelschönen Altflötenstimme von La Farantouri lauschen wie einem kostbaren, meisterlich gespielten Instrument. Beim zweiten Hören sollte man dann aber unbedingt das Booklet zur Hand nehmen, das eine sehr gute deutsche Übersetzung der poetischen Texte bietet. Nachdenkliches, Melancholisches, oft Rätselhaftes über das Leben, die Liebe, den Krieg und seine Verantwortlichen, das Altern, den täglichen Kampf hat Magda Papadaki der Sängerin auf den Leib geschrieben: „Die Desdemonas / In den Äonen des Mordens / Suchen nach des Mordens Quell. / Und die Mütter allein / In den Olivenhainen / Heilen wieder die Wunde“ (Der Tanz der sieben Schleier). Und das Ganze so wunderschön vertont, mit einem Refrain, der sich so sehnsuchtsvoll öffnet, dass einem die Härchen auf den Armen aufstehen… mein Lieblingslied auf „Mosaic“. Oder „Die Nächte des heiligen Johannes“, mit einem besonders lebensklug-poetischen Text. Gut auch immer wieder die Instrumentalpassagen, in denen den hervorragenden Musikern an Bouzouki, Klarinette, Gitarre, Violine oder Lyra Raum für Soli gegeben wird. Etwas störend nur das mitunter zu heftige Percussion-Geklapper. Die Stimme des türkisch-larischen Sängers Fuat Saka sowie zwei Sängerinnen der Voix Bulgares dagegen bieten hörenswerte, dabei inhaltsbezogene Kontraste. „So stelle ich mir die Göttin Hera vor“, sagte Francois Mitterand über sie. Dem kann ich mich nur anschließen.

CD, 2010, 14 Tracks, Label: Monopol

Fee Kuhn

28.11.2010