Dobet Gnahoré

“Miziki“

Traditionelle westafrikanische Rhythmen und europäischer Elektrosound – lässt sich das kombinieren? Dobet Gnahoré gelingt genau dies gemeinsam mit dem französischen Produzenten Nicolas Repac. Die Grammypreisträgerin gilt als eine der wichtigsten Musikerinnen der Elfenbeinküste und in ihrem fünften, dem bisher mutigsten und persönlichsten Album, vereint die gebürtige Ivorerin ihre Liebe zu afrikanischen und europäischen Rhythmen. Die tiefe Verbindung zur Musik wurde ihr bereits in die Wiege gelegt, denn ihr Vater ist ein erfolgreicher Percussionist; außerdem ist die Sängerin in einem Künstlerdorf aufgewachsen. Als der Bürgerkrieg ausbrach, musste sie fliehen und lebt seitdem in Marseille. Mit dem Album „Miziki“ (Musik) löst sie sich von sämtlichen musikalischen Schubladen und komponierte bis auf eine Ausnahme alle ihre Songs selbst. Sie singt diesmal auf Bété, eine der 72 ivorischen Sprachen, die ich leider nicht beherrsche. Aber Gnahoré trägt die Emotionen auf eine ganz eigene Weise an ihre Zuhörer heran, sodass ihre Musik auch von mir „verstanden“ werden kann. In ihren Texten widmet sie sich hauptsächlich den zwei Themen, die ihr am wichtigsten sind: einerseits ein reiches, freigiebiges und vereintes Afrika und die Stärke der afrikanischen Frauen auf der anderen Seite. So handelt der Titelsong von ihrer Liebe zur Musik, in „Le Monde“ spricht sie den Kampf um Würde und Gerechtigkeit an und in „Education“ geht es um die Wichtigkeit von Bildung und Emanzipation. Obwohl die Songs auf ihrem neuen Album sehr unterschiedlich sind, ist ihre Stimme immer im Zentrum und wird untermalt von traditionellen Trommeln, Elektro-, Jazz- und Rockklängen, aber auch von akustischen Gitarren, Chören oder tropischen Rhythmen. Die abwechslungsreiche Instrumentierung führt dazu, dass Songs wie „Djoli“ zum Tanzen anregen und „Akissi La Rebelle“ im Gegensatz dazu eher zum entspannten Zuhören einlädt. Der WDR beschreibt das Album als “sinnliches und tanzbares panafrikanisches Global Pop Album dem man deutlich anhört, dass es in der europäischen Diaspora entstanden ist”. In den nächsten Monaten kann man die starke Frau mit ihrer ungewöhnlichen Musik einige Male in Deutschland live erleben, zum Beispiel am 17.11. in Reutlingen.

CD, 2018, 12 Tracks, Label: LA Café

Luna Wabrauschek

06.09.2018