Miss Li

“Miss Li“

Diese Frau hat Spaß! Und sie läßt die Welt daran teilhaben: Linda Carlsson aus Stockholm ist so gut drauf, dass sie es schafft, in einem einzigen Jahr drei Platten zu veröffentlichen, ohne Anzeichen von Abnutzung oder Erschöpfung. Und mit Erfolg: Ihre knalligen Songs landeten auf den Scores zu US-Serien wie „Grey’s Anatomy“, „24“ und „Lost“ – kein Wunder, dass Miss Li gute Laune hat! Was zu ihrem Glück noch fehlte, war ein Klavier: kurzentschlossen besorgte sie sich eins und obwohl sie laut eigener Aussage keinerlei Erfahrungen mit diesem Instrument hatte, klimpert und poltert sie sich beherzt durch ihre vierzehn neuen Songs, die bis auf zweieinhalb balladeske Ausnahmen so klingen, als hätten sich alle Kinder Lönnebergas auf dem Rummelplatz versammelt, um zu Miss Lis bonbonbunten Liedern herumzutoben. Miss Li hat ein sagenhaftes Talent fürs Kasperl-Theatralische, Überdrehte: manchmal wird es Emily-the-Strange-mäßig spooky („Kings & Queens“), in ihrem schlicht „Miss Li“ betitelten Manifest-Lied schmettert sie selbstbewußt, „I have a mind full of shit, but I don’t care about it, ‚cause I am Miss Li…“, in einem anderen Song bringt sie vor lauter Enthusiasmus nur noch „oh-oh, la la la, ba ba ba….“ hervor – so dass es recht überraschend wirkt, wenn sie in „Leave My Man Alone“ einer „bitch“ bei einer „bottle of chardonnay“ ganz erwachsen erklärt, dass sie nicht bereit ist, ihren Freund mit irgendwem zu teilen. Miss Li hat mit dieser Platte bestimmt kein Werk für die Ewigkeit geschaffen – aber eine fröhlich rumpelnde Wundertüte mit lauter bunten Pillen gegen drohende Novemberdepressionen.

CD, 2008, 14 Tracks, Label: Devil Duck Records

Christina Mohr

27.11.2008