Birgitta Flick Quartet

“Miniatures And Fragments“

Wie durchlässig ist eine Komposition und wie wird sie im Zusammenspiel durch Improvisation verändert? Welche transformatorischen Kräfte wirken? Diese Fragen stellt die Berliner Saxofonistin und Komponistin Birgitta Flick im Booklet ihres neuen Albums. Zehn Jahre spielen Flick, der Pianist Andreas Schmidt, Bassist James Banner und Schlagzeuger Max Andrzejewski bereits zusammen, „Miniatures And Fragments“ ist ihr viertes Album. Es ist ein überaus achtsames, hellhöriges Zusammenspiel, das die vier auszeichnet – das muss es auch sein, denn Flicks Kompositionen sind eher skizzenartig angelegt und lassen ihren Mitspielern viel Freiheit. Zur Arbeitsweise der Band gehört, sich einen Tag im Studio zu treffen und das Kompositionsmaterial eher fragmentarisch zu nutzen und eine mögliche Version aufzunehmen. Der Titel ist also Programm. Die Lust am Experiment kommt am stärksten bei den vier „Colour Studies“ zum Tragen, die das Album wie ein Gerüst durchziehen, und die Kompositionsreihe fortführen, die Flick bereits beim letzten, gleichnamigen Album begonnen hat. Neben acht eigenen Stücken sind auch drei Cover zu finden, zwei Jazzstandards („How Deep Is The Ocean“ und „All The Things You Are“) und die wunderschöne Interpretation eines schwedischen Chorals. Flick hat u.a. in Stockholm studiert und an der Royal College of Music in Stockholm (KMH) ihren Master gemacht. „Es ist, als ob ich mich einfach in einen Raum fallen lassen kann, wenn wir miteinander spielen“, begeistert sie sich. Und wir sind mittendrin in dieser Musik, die zum genauen Hinhören einlädt.

CD, 2022, 11 Tracks, Label: Double Moon

Mane Stelzer

01.08.2022