Fjarill

“Midsommar“

Ob es sinnvoll ist, sich Musiksongs anzuhören, deren Texte man nicht oder nur in Auszügen versteht, ist eine Frage, die sich pauschal vermutlich nicht beantworten lässt. Für das Album „Midsommar“ des schwedisch-südafrikanischen Duos Fjarill (dt. „Schmetterling“) scheint die Antwort allerdings klar zu sein. Schließlich geht es Aino Löwenmark (Leadgesang, Piano) und Hanmari Spiegel (Violine, Viola, Piano, Gesang, E-Gitarre) „nicht darum verstanden, sondern gefühlt zu werden.“ Eine solche Aussage mag zunächst ungewöhnlich klingen, erscheint aber im Kontext von Fjarills Musik durchaus schlüssig. Denn diese zeichnet sich, wie die beiden Musikerinnen auf ihrer Homepage erklären, neben „poetisch-melancholischen Klangwegen“ vor allem durch ein achtsam-kreatives Wechselspiel von lauschendem Innehalten und spontanem Reagieren („ein Spiel mit der Stille wie der Improvisation“) aus. Wer seine Wahrnehmung auf diese Ebene richtet, versteht die Botschaften auf „Midsommar“ also auch ohne Worte. Enthalten sind zart gesungene („Den Blomstertid Nu Kommer“), romantisch arrangierte („Kristallen Den Fina“) oder sphärisch dahingleitende („Limu Limu Lima“) Volksliedbearbeitungen ebenso wie  sehnsuchtsvolle („My Pad“) oder ausgelassene („Trolldans“) Eigenkompositionen. Mit „Lite Efter Du Är Död Då Ska Liljor Blomma“ oder „Kärlekens Hem“ vertonen Löwenmark und Spiegel auch Texte des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Pär Lagerkvist. Besonders im Gedächtnis bleibt die von strahlendem Optimismus geprägte Eigenkomposition „Fjarills Midsommar“. Wer das Album aufmerksam hört, kann sich nicht nur abwechselnden Momenten von Ruhe und Vitalität hingeben, sondern entdeckt vielleicht auch, warum die beiden Musikerinnen ihre Band liebevoll „Schmetterling“ getauft haben.

CD, 2019, 13 Tracks, Label: Butter & Fly Records

Stefanie Zimmermann

15.08.2019