Jesca Hoop
“Memories Are Now“
Das schafft auch nicht jede/r: die US-amerikanische Singer-/Songwriterin Jesca Hoop eröffnet ihr neues Album mit dem immer gleichen, kratzigen E-Gitarrenriff, der das gesamte Stück durchzieht; allein mit ihrem Gesang baut sie den Song auf. Auch im zweiten Stück „The Lost Sky“ entsteht ein regelrechter Sog, in dem sie fast atemlos immer wieder ihre Geschichte „erzählt“, bestrickend schön. Mit wenigen Mitteln ist alles erreicht, allein der Songwriterkollege und Produzent Blake Mills (Fiona Apple, Laura Marling) ergänzt mit weiteren Gitarren, Bass und Schlagzeug ihr schönes Gitarrenspiel. Es ist vielleicht ihre unkonventionelle Art zu singen, wie sie die Verse aufteilt, die diese Songs so besonders machen. Oder die vielschichtigen Arrangements. Auf jeden Fall aber ihre Stimme, die kehlig-tief und warm ist, sich aber auch in klare Höhen aufschwingen kann. Oder die klugen Texte der 42jährigen: im kapverdisch anmutenden „Animal Kingdom Chaotic“ macht sie die Macht der Computer zum Thema, die sogar töten kann. Im düster-schönen „Songs Of Old“ setzt sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinander, die vom Mormonen-Glaube der Eltern geprägt war (ihr aber auch den Chor-Gesang in die Wiege gelegt hat). Eine wunderschöne Ballade ohne Trara ist „Pegasi“, „Unsaid“ ein herzallerliebster, kluger Aufschrei, um ihren Lover zurückzuholen. Er klingt wie eine kleine Reminiszenz an Tom Waits, der mal ihr Mentor war. Kurz: das Album „Memories Are Now“ ist ein echter Hinhörer – lange nicht mehr sowas Schönes gehört.
MELODIVA CD Tipp Mai 2017
CD, 2017, 9 Tracks, Label: Sub Pop
Mane Stelzer28.05.2017