J Moon

“Melt“

„Melt“ heißt das Debütalbum der in Berlin lebenden italienischen Singer-Songwriterin J Moon – und dahinschmelzen möchte frau auch beim Hören der zwölf Stücke, die irgendwo zwischen Folk und sanften Electronica changieren. Kaum zu glauben, dass J Moon, die mit bürgerlichem Namen Jessica Einaudi heißt und die Tochter des berühmten Pianisten und Komponisten Ludovico Einaudi ist, eigentlich gar keine Musikerin werden wollte: erst als Freunde sie buchstäblich auf die Bühne zwangen, erlebte sie ihren eigenen Gesang als Offenbarung, als Fingerzeig dafür, was sie künftig tun würde. Zwei Jahre lang arbeitete J Moon an ihrem Album, unterstützt von Federico Albanese, der als Produzent, Arrangeur und Multiinstrumentalist zugange war. Einaudi/Moon erzählt skurrile Geschichten, in denen Realität und Phantasie verschmelzen. Ein übergreifendes Thema von „Melt“ ist die Verbundenheit von Mensch, Tier, Natur und Universum, worüber J Moon in poetischen Lyrics sinniert: „I know you, you know me better / And one day I swear / you will climb trees“, singt sie in „Climb Trees“, doch nicht immer geht es so paradiesisch zu. Im Opener „The Window“ beschreibt sie aus der Perspektive einer alten Frau deren Suizid: „If one day I’ll fall down / Smashing my body on the ground / All the birds of the town / would gather around me“ – das ist schräg und schön zugleich, tröstlich und schwarzhumorig. „Melt“ ist ein Album voller Überraschungen: zum Glück hat sich Jessica Einaudi zur Musik bekehren lassen.

CD, 2014, 12 Tracks, Label: Bosworth Edition

Christina Mohr

28.10.2014