Jen
“Mellow Dramas“
„Poetry Meets Electronica“ steht auf dem Cover von „Mellow Dramas“, Debütalbum der amerikanischen Spoken Word-Künstlerin Jennifer Schwed alias Jen. Das klingt ambitioniert und hätte anstrengend werden können, doch Jen hat bisher alles richtig gemacht: sie trug in den Clubs ihrer Heimatstadt Washington DC ihre gefühlvolle Lyrik zu sanften Ambientklängen vor und machte sich schnell einen Namen als Spoken Word-Poetin vom Range einer Ursula Rucker, nur dass sich Jens Texte mehr mit zwischenmenschlichen Dingen befassen als Ruckers Political-Awareness-Poetry. Als Jen eine europäische Elektro-Compilation in die Finger bekam und sich in einen Track ganz besonders verliebte, nahm sie kurzerhand mit dem Komponisten Kontakt auf: dem Kölner Produzenten und DJ George Solar. Dieser fand Jens Idee zur Zusammenarbeit sehr verlockend, sprach befreundete Producer und DJs an und bat sie, passende Tracks für Jens Lyrics zu basteln. Acts wie Gelka, Solar Moon, Egotrip, Razoof, Kieser.Velten und Crisp zögerten nicht lange und entwarfen elegant fließende, wohltemperiert-rhythmische, eben „mellow“ Elektro-Gewänder, die perfekt zu Jens sanfter Stimme passen. Bei „Temptation & Seduction“ zum Beispiel (Musik von Can7) fließen Jazz- und Lounge-elemente ineinander, leicht hingetupfte Pianoparts akzentuieren das gestrichene Piano, Jen erzählt von der zufälligen Begegnung zweier Menschen, die sich „new and fresh and hungry“ einander annähern – Jens Lyrics sind explizit, aber niemals schlüpfrig. Die elf Stücke (plus zwei Bonustracks) auf „Mellow Dramas“ schaffen eine intime Atmosphäre, die man am besten mit einem Glas Rotwein und angenehmer Gesellschaft auf dem Sofa genießt und den Rest der Welt aussperrt….
CD, 2008, 12 Tracks, Label: Stereo Deluxe
Christina Mohr04.11.2008