Holly Golightly & The Brokeoffs

“Medicine County“

Nach eigenem Bekunden klingt Holly Golightlys drittes Album mit Lawyer Dave, ihrem Partner bei Holly Golightly & The Brokeoffs, „peppier“ als der Vorgänger „Dirt Don’t Hurt“. Fans müssen nicht befürchten, dass Miss Golightly plötzlich Discobeats und Synthesizerklänge auffährt, „Medicine County“ huldigt staubtrockenem Blues und vergleichsweise altmodischem Country und Folk, wie Golightly und Lawyer Dave es am liebsten haben. Aber es stimmt: dieses Mal ist nur ein einziges langsames Stück dabei, „Don’t Fail Me“ heißt es und befindet sich ganz versteckt am Schluss des Albums. Die anderen elf Songs rumpeln und pumpeln dafür wirklich sehr „peppy“, Slide-Guitar und Bassdrum als minimalistisches Grundinstrumentarium reichen völlig aus, um die fröhlichen Mordgeschichten der Brokeoffs zu untermalen. Denn auf „Medicine County“ geht es vor allem um Mord und Totschlag, was im amerikanischen Hinterland eben immer mal passieren kann: „Two Left Feet“, „Murder in Mind“, „Blood in the Saddle“ oder „Eyes in the Back of my Head“ heißen die murder ballads, bzw. peppy songs, die Holly Golightly mit ihrem unnachahmlich sarkastischen Augenzwinkern in der Stimme darbietet. Holly und Lawyer Dave sind mittlerweile so gut aufeinander eingespielt, dass man sie mit legendären Duos wie Nancy Sinatra und Lee Hazlewood vergleichen kann. Am allerschönsten wird es nämlich, wenn die beiden zusammen singen und sich die Bälle zuspielen, wie im fröhlichen Duett „Escalator“, dessen Refrain sich anhört wie „ask her later“. Fleißige Konzertbesucher dürften „Escalator“ schon aus dem vergangenen Jahr kennen: der Song gehörte zum Repertoire der 2009’er-Tournee von Holly Golightly & The Brokeoffs.

Noch eine Fußnote: Das Cover von „Medicine County“ hat Hollys Mutter gemalt 🙂

CD, 2010, 12 Tracks, Label: Damaged Goods

Christina Mohr

08.04.2010