Santigold
“Master of My Make-Believe“
Dieses Album wurde nicht nur von der Rezensentin heiß erwartet: „Master of My Make-Believe“, zweite Platte von Santi White alias Santigold. Auf ihrem Debüt von 2008 begeisterte die in Philadelphia aufgewachsene und in New York City lebende Santi mit einem stürmischen, schubladensprengenden Mashup aus Pop, Dub, Soul, Elektro und Punk; unbekümmert verquirlte sie einfach ihre Lieblingsmusiken und ganz nebenbei kamen Hits wie „Say Aha“ daraus. In den vergangenen vier Jahren hat Santigold viel gemacht: als A&R gearbeitet, mit unzähligen KünstlerInnen kooperiert (z.B. Beyoncé, Jay-Z, Kanye West, Beastie Boys) und Songs für Lily Allen geschrieben. So viel Erfahrung sollte geballtes Selbstbewusstsein hervorbringen, doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein: obwohl Santigold bekundet, alle Entscheidungen rund um „Master of My Make-Believe“ allein getroffen zu haben, wirken die elf Tracks seltsam unentschlossen. Dieser Eindruck verfestigt sich angesichts der langen Latte von Producern und GastsängerInnen: Diplo, Buraka Som Sistema, Switch, Dave Sitek, Yeah Yeah Yeahs und viele mehr sind die Köche, die den Brei eher verderben statt ihn zu verfeinern. Zeremonienmeistern Santigold verschwindet beinah hinter ihren Kollaborateuren (also ganz anders als es das Cover suggeriert) und überlässt ihnen das Feld; sie inszeniert sich tapfer als urbane M.I.A., aber anders als bei Miss Arulpragsam hat Santigold keine klaren Feindbilder, sondern protestiert eher vage („Pirates in the Water“) und beklagt gar müde, „The Riot´s Gone“. Zum Glück gibt es gibt ein paar tolle Songs, die „Master…“ zwar nicht in Gänze retten aber die Rezensentin versöhnen können: z.B. das Duett mit Karen O, „Go!“, die tolle Single „Disparate Youth“ und „Big Mouth“ am Schluss, das die immer mal wieder auftauchenden afrikanischen Rhythmen bündelt.
CD, 2012, 11 Tracks, Label: Warner
Christina Mohr14.05.2012