Torun Eriksen

“Luxury And Waste“

Ist das Kunst oder kann das weg? Die norwegische Sängerin und Pianistin hat sich auf ihrem sechsten Album eine ähnliche Frage gestellt: Was ist entbehrlich und bloßes Beiwerk und was fehlt hinterher, wenn ich es wegnehme? „Ich habe nach dem Kern meiner Songs gesucht, und wir haben alles auf das blanke Gerüst heruntergebrochen, es beim Rohen und Unpolierten belassen und versucht, ein ganz besonderes Licht in diese Skizzen zu bringen, die so ihre Vollendung fanden.“ Bei ihrem bis auf das Nötigste ausgezogenen Album hat sie sich als einzigen Begleiter den Bassisten Kjetil Dalland mit ins Studio genommen. Seit zwanzig Jahren arbeitet sie mit ihm, früher hat sie mit ihm die Arrangements für eine ganze Band erarbeitet. Die Einzigartigkeit der Duo-Versionen, die dabei entstanden sind, hat sie nun versucht, auf ihrem neuen Album einzufangen, was ihnen überaus gelungen ist. Dalland begleitet sie reduziert, aber prägnant auf dem E-Bass, erweitert auf einigen Stücken das Klangspektrum um einen Mini-Bass, der auf „Sliding“ und „Dreary Place“ hellere, E-Gitarren-ähnliche Klänge beisteuert. Das Ergebnis ist wunderschön, sehr intim, fragil und nach innen gekehrt. Aber man muss schon genau hinhören, worum es in Eriksens Liedern geht, denn ihrer luftig-kühlen Stimme sind die Emotionen nicht so leicht anzumerken. In ihren Texten geht es um Scham und Schuld, Macht und Machtlosigkeit, sie beschreibt den Kampf von uns Menschen, wir wir versuchen, das Richtige zu tun und oft scheitern. Es geht um den Verlust einer Balance, im Kleinen wie im Großen.

CD, 2018, 9 Tracks, Label: Jazzland Recordings

Mane Stelzer

30.09.2018