Le Corps Mince de Francoise

“Love And Nature“

Le Corps Mince de Francoise, bestehend aus den drei finnischen Freundinnen Lia, Emma und Malin, ist eine Mädchenband wie sie im Buche steht – mit allen Widersprüchen: so lästern LCMDF in ihrem Song „Ray Ban Glasses“ ausgiebig über Typen, die immer noch besagte legendäre Sonnenbrille tragen – und lassen sich bevorzugt mit eben diesem Nasenfahrrad fotografieren. Aber so ist das mit Mädchen, man blickt nicht immer durch, was sie wirklich wollen und oft wissen sie das selbst nicht genau. Einen Hang zum Kapriziösen haben Mädchen meistens auch, was sich bei Le Corps Mince de Francoise nicht zuletzt am Bandnamen zeigt: wer kommt schon auf die Idee, sich nach der dürren Katze einer Freundin zu benennen und das auch noch auf Französisch, damit es so richtig kompliziert wird, vor allem für Finnen? Die Musik von LCMDF ist ebenfalls wirr und verrückt, aber teilweise richtig klasse. Die meisten Reviews zielen auf die musikalische Schrillheit ab, was vom ausgiebigen Gebrauch fiepender, kreischender Synthiesirenen kommt. Aber Emma, Lia und Malin sind sehr geschickt im Mixen verschiedener Stile und bauen keineswegs nur auf nervige Electroclash-Effekte. In „Future Me“ schunkeln Reggae- und Funk-Beats in tanzbarer Eintracht, und wenn die drei Mädels gemeinsam singen, klingen sie wie einst Tina Weymouths Tom Tom Club. Mit „Hard Smile“ zollen LCMDF den poppigen Achtzigern Respekt, den electroclashenden großen Schwestern Chicks on Speed und Peaches huldigen sie in „We Are Cannibals“, wo auch ein Theremin sirrt und schwirrt. Sitar und E-Gitarre kämpfen mit- oder gegeneinander in „Gandhi“, „Cool and Bored“ ist ein echter Clubhit mit einmalig cool-gelangweiltem Gesang. Tanzen bzw. hibbelig rumhüpfen kann man zu „Love and Nature“ durchgehend. Danach ist man völlig überdreht und muss sofort die beste Freundin anrufen, ob die nicht Lust hat, eine Band zu gründen.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Cooperative Music

Christina Mohr

18.03.2011