Ilona Haberkamp

“Lost Into The Blue“

Versunken im Blau, so lautet die wortwörtliche Übersetzung des aktuellen Albums von Ilona Haberkamp und ihrem Quintett „The New Coolnezz“. Mit Ack van Rooyen am Flügelhorn, Frank Wunsch am Piano, Paul G. Ulrich am Bass und Thomas Alkier am Schlagzeug. „Blau steht für die Farbe, für Freiheit und Wahrheit, aber natürlich auch für ein Gefühl der Melancholie…“ so Ilona Haberkamps Inspiration zu diesem Album. Und diese Inspiration haben die Fünf eindrucksvoll in die Titel einfließen lassen. Blau ist nicht nur Traurigkeit, sie setzten Blau auch mit Leichtigkeit und einem Lächeln gleich, so wie im letzten Titel „How Deep Is The Ocean“. Die Ballade „La Note Bleue“ ist ein Glanzstück für das Zusammenspiel von Haberkamp und van Rooyen, welchen Haberkamp als die europäische Antwort auf Chet Baker bezeichnet. Beide agieren hier mit einer tiefen Verbundenheit, die Solis greifen in einer außergewöhnlichen Feinfühligkeit ineinander und führen die Lines und Ideen scheinbar nahtlos weiter. Der Titel selbst ist angelehnt an den gleichnamigen französischen Spielfilm über die letzten Tagen Frédéric Chopins. Chopin, der selbst viele „blaue Noten“ in seinen Stücken verarbeitete, passt schon deshalb nur zu gut auf dieses Album. Es findet sich ein gut ausgesuchter Mix aus Standards und Kompositionen von Haberkamp und Wunsch auf dem Album, ergänzt um einen Titel von van Rooyen. Mit seinem „Lost Friends“ erinnert der Niederländer an all die Freunde, die um ihn herum nicht mehr da sind.

Ilona Haberkamp studierte Musikwissenschaften in Bochum, schloss zwei Jahrzehnte später mit dem Master of Arts ab. Dazwischen liegen bewegte Jahre, das Studium der Instrumentalpädagogik, Mitgliedschaft im Landesjugendorchester NRW, Mitgründung der ersten reinen Frauen BigBand, Musicals und die verschiedensten eigenen Musikprojekte. Das Album besticht durch seine Gesamtheit, es zeigt auf, wie viele Facetten ein Blau haben kann. Das Quintett gibt den einzelnen Facetten den hörbaren Raum. Ein Album, das auf jeden Fall von mir das Prädikat „Hörenswert“ verdient.

CD, 2017, 9 Tracks, Label: Laika Records

Anja Klein

22.01.2018