Caroline Henderson
“Lonely House“
Ihre ganz persönliche Interpretation von Kurt Weills Musik präsentiert Caroline Henderson auf dieser CD, die ihre Hommage an einen Komponisten ist, der ganz viel zum Erbe der modernen Musik beigetragen hat. Auf einem Track lässt die Sängerin den Verehrten sogar wörtlich zu Wort kommen. Ausgewählt hat die schwedische Jazz-Sängerin mit Wohnsitz in Dänemark 14 Stücke aus verschiedenen Weill-Opern, Musicals und aus dem American Songbook des Komponisten. Nach einer kurzen Ouvertüre präsentiert die Sängerin ihre Version von „Lonley House“. Unzählige Interpretationen gibt es von diesem Song aus dem Broadway Musical „Street Scene“, fast immer von Tenören gesungen, aber eine so gespenstische gab es wohl bisher noch nie. Die Sängerin gleitet in das Stück hinein, getragen von einer leicht schaurigen Klangkulisse im Hintergrund, die aus minimalistischen Schlagzeug, Bass & Piano-Melodien besteht. Etwas leichter intoniert sie das darauffolgende Stück „Speak Low“. Im Vergleich zu den restlichen Stücken auf der Scheibe klingt dieser Song und beliebter Jazzstandard aus dem Musical „One Touch Of Venus“ fast heiter, trotz des traurigen Texts. Der Rest ist dann wieder eher düster, schaurig, gespenstisch. Zum Beispiel die sehr eigenartige Interpretation von „Mack the Knife“ (Mackie Messer) aus der Dreigroschen Oper, oder ihre Version von „Train To Heaven“. Mit sanfter Stimme singt die Sängerin die Liedtexte Weills, umhüllt und getragen von ein paar minimalistischen Tönen, die fast hypnotisierend wirken. Die Songs gleiten alle ineinander, dazwischen sind seltsame Sounds zu hören. Mal ist es das Knistern eines alten Radios beim Sendersuchlauf, mal das Klingeln eines Telefons, mal sind es Stimmfetzen oder Schritte.
Für mich klingt „Lonely House“ wie der schaurig-schöne Soundtrack zu einem Horrorfilm. Der Klangteppich aus minimalistischen Elektrosounds und sich wiederholenden Tonstrukturen ruft Assoziationen von verlassenen Häusern, leeren, dunklen Räumen mit knarzenden Türen, flüsternden Vorhängen und ähnlichen Angstvorstellungen hervor, während die Songs, viele von ihnen eher gesprochen und gehaucht als gesungen, mit den Seufzern, Flüsterpassagen und beängstigendem Stöhnen auf eine verwirrende Art geisterhaft wirken.
CD, 2013, 14 Tracks, Label: chateau du pop
Tina Adomako22.04.2013