Mechanical Bride

“Living With Ants“

In seinem Buch von 1951, „The Mechanical Bride: Folklore of Industrial Man“ beschreibt der kanadische Philosoph und Publizist Marshall McLuhan die Paradoxien der damals noch sehr jungen Popkultur und die Schwierigkeiten des „industrial man“, sich auf eben diese Popkultur einzulassen. McLuhans Buchtitel wiederum bezieht sich auf ein Gemälde von Marcel Duchamp – willkommen im Kunstkosmos! Die Musik der 25-jährigen Lauren Doss alias Mechanical Bride ist dagegen weniger schwer verständlich als es die Wahl ihres Künstlernamens vermuten ließe.
Vor drei Jahren machte die aus Brighton/UK stammende Singer-/Songwriterin mit ihrer so anrührenden wie minimalistischen Coverversion von Rihannas Hit „Umbrella“ erstmals von sich reden, auf ihrem Debütalbum „Living With Ants“ inszeniert sie sich als emotionale Musikerin zwischen Folk und Pop, die in einer Reihe mit Kate Bush, Bat For Lashes, Joanna Newsom und Laura Marling steht. Zarte Melodien auf dem Piano, von Xylophon, Streichern, Akkordeon, Kontrabass und Bläsern untermalt, darüber schwebt Mechanical Brides engelsgleiche Stimme, die elaboriert über „Peach Wolves“, „Demons“ und „Lakes“ fabuliert. Also nur eine weitere fragile, leicht spinnerte „Folkelfe“? Nicht ganz: denn Lauren Doss hat ihr Pseudonym offensichtlich mit großer Überlegung gewählt. Die „Mechanical Bride“ ist keinesfalls zerbrechlich, sondern hat sehr stabile Glieder, sprich starke Songs, die erst nach dem zweiten, dritten Hördurchgang ihre volle Schönheit preisgeben.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Transgressive

Christina Mohr

13.07.2011