Rebekka Bakken

“Little Drop Of Poison“

Die 2014 erschienene CD der norwegischen Sängerin ein Coveralbum zu nennen ist zwar etwas gewagt, trifft jedoch den Kern der Sache: Alle Songs wurden von Tom Waits geschrieben und verschiedenen seiner Alben entlehnt. Beim Anhören bin ich hin- und hergerissen zwischen Gefallen und Enttäuschung: jemand, der die Titel zum ersten Mal hört, würde sicherlich Gefallen an der einwandfrei gesungenen, gespielten und produzierten CD finden. Wer jedoch die Originale kennt, und das dürften doch einige sein, wäre von dem Ergebnis wohl zumindest etwas irritiert. Der Versuch, den Liedern ihren eigenen Stempel aufzudrücken funktioniert teilweise auch gut – ihre wohlkontrollierte Stimme mit dem besonderen, leicht nasalen Klang ist dabei natürlich maßgeblich beteiligt. Besonders elegant kommen die Songs „Broken Bicycles“, „Yesterday Is Here“ und der Titelsong „Little Drop Of Poison“ daher. Und zumindest „Downtown“ und „Hang On St. Christopher“ transportieren etwas von der Energie der Originaltitel. Als Balladen passen in ihrer Version am besten „I Wish I Was In New Orleans“ und „San Diego Serenade“ zu ihrer Stimme. Mutige Neuerungen im Arrangement gibt es allerdings nicht – bei fast allen Titeln spielen einfach mehr Instrumente als im Original, meist werden jedoch nur die Streicher durch Bläser ersetzt; hier und da eine Flöte und ein Banjo… Dadurch klingen die einzelnen Titel doch sehr ebenmäßig, wodurch ihnen ein bisschen der Soul genommen wird. Produziert, arrangiert und eingespielt von der Big Band des Hessischen Rundfunk – natürlich 1a – doch auch hier könnte etwas mehr Schmutz nicht schaden. Generell klingt das Album aalglatt und ich persönlich vermisse den Blues, den die Songs von Tom Waits üblicherweise innehaben.

CD, 2014, 16 Tracks, Label: Emarcy Records/Universal

Frank Rapke

07.08.2014