Gemma Ray
“Lights Out Zoltar“
Ein knappes Jahr ist erst vergangen, seit Gemma Rays Debütalbum „The Leader“ erschien – dass ihr Zweitling „Lights Out Zoltar“ nicht wie ein hastig hinterhergeschobener Aufguss klingt, liegt unter anderem daran, dass die Singer-/Songwriterin aus Essex während einer langen mysteriösen Krankheit Zeit genug hatte, um Songs für mindestens drei Platten zu schreiben. Die eher düster-melancholischen Kompositionen aus Gemmas Krankheitsphase landeten auf „The Leader“, was ihr seltsame Vergleiche einbrachte: sie klänge „wie Norah Jones, die Amy Winehouses Drogen nähme“ und ähnlicher Unsinn. „Lights Out Zoltar“ schöpft musikalisch aus dem gleichen Retro-Pool wie „The Leader“: Folk, Soul, Blues, 50er-Jahre-Rock’n’Roll mit spooky verzerrter Gitarre, an Phil Spector erinnernde Backgroundchöre, teils mystisch und schwebend, oft wie für einen David Lynch-Film gemacht. Gemma Ray schert sich wenig um modische Genres, sie kreiert ihren eigenen Stil aus dem Erbe der Vergangenheit – und inzwischen hat sie sogar ihre lebensbejahende Seite entdeckt: „Lights Out Zoltar“ klingt über weite Strecken so, als hätte sie in allen Zimmern die Jalousien hochgezogen, um die Sonne hereinzulassen. Gemeinsam mit dem Musiker und Produzenten Michael J. Sheehy, der sie auch schon bei „The Leader“ unterstützte, entstanden verspielte, fröhliche Folksongs wie „Tough Love“ und „So I Do“, beim Opener „100 MPH (in 2’nd Gear)“ erklingen Mariachi-Trompeten, mit Labelkollege Joe Gideon singt sie das nostalgische Duett „1952“. Schönes Album, man darf auf Gemmas Nummer drei gespannt sein!
CD, 2009, 12 Tracks, Label: Bronzerat
Christina Mohr26.07.2009