Bobo

“Lieder von Liebe und Tod“

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers, hat Gustav Mahler wohl einmal gesagt. Ihn zitiert, in Bezug auf das Überraschungsalbum Lieder von Liebe und Tod der Berliner Sängerin Bobo, der Pressetext sehr passend zur CD aus dem Repertoire des deutschen Volkstums. Wer von der sensiblen Bobo, die mit ihrer Band The White Wooden Houses einst Fans heiß laufen ließ, plötzlich ein fröhliches Humptata erwartet, langt kräftig daneben. Ihr gemeinsam mit dem Musiker Sebastian Herzfeld und der Saxofonistin/Klarinettistin Anne Kaftan realisiertes Deutschprojekt beinhaltet ausschließlich Tiefgründiges: Melancholische Gedichte von Eichendorff und Goethe oder Weisen von Zuccalmaglio, zum Teil von Herbstfeld selbst vertont. Mit mal gebrechlicher, mal leidenschaftlicher Stimme singt Bobo den papiertrockenen Worten eben jene Seelenschwingungen ein, die schon der Titel des Albums beschwört: Liebesglück und Todesschmerz. Wer auf Melancholie steht, wird zugeben müssen, dass ihr das hervorragend gelingt. Romantisch, aber nicht kitschig kommt das musikalisch von rockig über sakral bis ethno mäandernde Album daher, und es befreit ein Stückchen deutscher Kultur, die es verdient hat, vom Staub der Überkommenheit.

CD, 2007, 14 Tracks, Label: Traumton Records

Angelika Calmez

02.08.2007