Marianne Dissard

“L’Entredeux“

Die in einem pyrenäischen Dorf geborene und heute in den USA lebende Marianne Dissard unternimmt auf ihrem Album „L’Entredeux“ den interessanten (und erfolgreichen) Versuch, französischen Chanson und Americana-Klänge á la Calexico zu verbinden – doch der Reihe nach: Dissards Familie zog in den achtziger Jahren berufsbedingt von Frankreich nach Amerika. Mit 20 geht Marianne nach Hollywood, beginnt ein Filmstudium, lernt Howe Gelb kennen und wohnt bei ihm zur Untermiete. 1994 dreht Dissard die Dokumentation „Drunken Bees“ über Giant Sand, beschäftigt sich daraufhin eingehend mit der Musikszene Arizonas und befreundet sich mit Joey Burns, Ex-Giant Sand und Gründer von Calexico. Dissard ist auf Calexicos Album „Hot Rail“ als Burns‘ Duettpartnerin zu hören („The Ballad of Cable Hogue“), ihre Liebe zur Musik ist endgültig geweckt. Sie schreibt Songs für ihren Gatten Naim Amor (Amor Belhom Duo), für Giant Sand und Francoiz Breut, singt und musiziert aber nicht selbst. Erneuter Auftritt Joey Burns‘, der Dissard überzeugen kann, eigene Stücke aufzunehmen und diese auch selbst zu singen. Ab 2006 arbeiten Burns und Dissard mit der Unterstützung vieler Gastmusiker an „L’Entredeux“, kombinieren Song und Chanson, verschmelzen cineastischen „Wüstensound“ á la Calexico mit französischer Barmusik. Walzer- und Swingelemente setzen Highlights, homogen verbunden von Dissards dunkelmelancholischer Stimme – entstanden sind zwölf feine„Desert Chansons“, die mal spritzig und „typisch französisch“ klingen wie „Les draps sourds“, spielerisch-federnd („Les confettis“), zurückhaltend und verträumt („Ce visage-lá“) oder das Gefühl von endloser Weite vermitteln wie „Cayenne“.

CD, 2008, 12 Tracks, Label: Le Pop Mus

Christina Mohr

18.12.2008