Gregory and the Hawk

“Leche“

„Soulgazing“ und „Dream Machine“ heißen zwei Songs vom neuen Album von Meredith Godreau, alias Gregory and the Hawk. Die Titelnamen zeigen die Richtung an, die die New Yorker Musikerin und Sängerin schon auf ihrem Debütalbum „Moenie And Kitchi“ (2008) eingeschlagen hatte und nun auf „Leche“ weiterverfolgt: zarter, verträumter Folkpop, der der harten, kalten Realität ein Sträußchen Vergissmeinnicht unter die Nase hält. Meredith legte sich ein Pseudonym zu, um nicht in der Singer-/Songwriter-Schublade zu landen – und dabei klingt Gregory and the Hawk so poetisch und singer-/songwritermäßig wie nur wenige andere Künstlernamen, selbst wenn man nicht weiß, dass Gregory Merediths kleiner Bruder ist, der als Kind mit einem imaginären Falken spielte… dies nur am Rande. Die zwölf Songs von „Leche“ sind feinziselierte Skizzen, von diversen Saiteninstrumenten wie Violine, Banjo und Gitarre untermalt, dazu haucht Meredith mit mädchenhafter Stimme emotionale, nachdenkliche Lyrics. Joanna Newsom könnte einem als Vergleich einfallen, aber Gregory and the Hawks Lieder sind weder überspannt noch überladen, im Gegenteil bestechen sie durch Klarheit und Leichtigkeit. „Leche“ ist von den vielen Reisen inspiriert, auf denen sich Meredith als Supportact von The Album Leaf und múm befand. Die Eindrücke vom Unterwegssein („Landscapes“) kontrastieren mit dem Wunsch nach Sicherheit („A Century Is All We Need“, „Hard To Define“), und wie bei vielen US-amerikanischen Singer-Songwritern (den Stempel bekommt sie doch aufgedrückt) ist das paradoxe Lebensgefühl spürbar, das das Metropolendasein (NYC) innerhalb eines riesigen, weiten Landes wie den USA mit sich bringt. Balladeskes wie „Leaves“ überwiegt und doch sind es die temporeicheren, lebhafteren Songs wie „Olly Olly Oxen Free“, die hängen bleiben, die man sofort mitpfeift und -summt. „Leche“ ist die perfekte Begleitung für einen eskapistischen Tag auf dem Sofa und doch wünscht man sich zuweilen ein bisschen mehr urbanen Schmutz – dafür muss Gregory/Meredith noch nicht mal weit verreisen, ein Spaziergang in Williamsburg genügt!

CD, 2011, 13 Tracks, Label: Fatcat Records

Christina Mohr

06.02.2011