Fredda

“L’ancolie“

Spätestens seit Zaz hat frankophone Popmusik mit femininem Charme auch hierzulande eine breitere Hörerschaft. Im ähnlichen Stil kommt die Sängerin Frédérique Dastrevigne, aka Fredda, auf ihrem dritten Album „L’ancolie“ daher. Titelgeberin der neuen Scheibe ist die Akelei (l’ancolie), eine blaue Ranunkel-artige Blüte, die Sexualkraft und, wegen des gesenkten Blütenkopfs, gleichzeitig auch Demut symbolisiert. Im Altertum galt die Blume als Aphrodisiakum der Männer, die Samen wurden in vielen Hexensalben verwendet. Sollte dieser Background der Sängerin irgendwie als Inspiration gedient haben, ist auf dem Album kein direkter Zusammenhang erkennbar. In den 12 Songs geht es weder um Hexerei, demütige Frauen noch um pseudo potente Männer, sondern um nostalgische Erinnerungen, Torschluss-Panik, Vergangenes und Vergängliches. Vielleicht ist die Akelei einfach nur die Lieblingsblume der Sängerin?
Auf „L’ancolie“ präsentiert Fredda einfachen Pop mit leicht altertümlichem Charme. Fröhliche Liedchen wie „Morin Heights“ oder „Fenêtre à Collioure“, in der die Sängerin über Sommerwonnen singt – lange Abende, Sprünge ins Wasser, Mückenstiche, Sonnen durchflutete Zimmer mit Blumen am Fenster – wechseln sich ab mit nachdenklicheren Chansons. In diesen geht es um Erinnerungen, die leider nicht verblassen wollen („Constant“), oder tickende weibliche Uhren, die an die schwindende Zeit erinnern, die noch bleibt um ein Kind der Liebe zu bekommen („Il ne me reste“). Es sind einfache Songs über alltägliche Dinge, mit leichten Refrains, die nach spätestens drei Durchgängen mitgesungen werden können. Fredda singt süß und unaufgeregt, und wird von einer Band begleitet, die mit akustischen Instrumenten – Gitarre, Bass, Banjo – und sehr dezentes Schlagzeug ebenfalls nett und unaufdringlich mitschwingt. Texte und Musik stammen übrigens fast alle aus der Feder der Sängerin. Nur auf einigen Tracks erhält sie Unterstützung von ihrem Lebenspartner, dem Chansonnier Pascal Parisot. „L’ancolie“ – ein Album, leicht, verträumt und sommerlich.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: Le Pop Musik/GrooveAttack

Tina Adomako

23.07.2012