Salt
“La Solution“
Salt, das ist keine Band im klassischen Sinne, sondern die Symbiose zweier auf den ersten Blick schwer auf einen Nenner zu bringenden Musikerpersönlichkeiten. Der Organist, Keyboarder und Arrangeur Lutz „Hammond“ Krajenski kommt aus dem Swing und Jazz. Der Stil der Sängerin Myra Maud mit Wurzeln in Madagaskar und Martinique ist zu Teilen vom Jazz sowie von traditionell kreolischer und Latin Musik beeinflusst. Die Liste ihrer musikalischen Projekte ist lang und beide haben mehrfach mit namhaften Künstlern zusammen gearbeitet, welche aber an dieser Stelle ignoriert seien, denn das gemeinsame Album Maud-Krajenski „La Solution“ setzt sich von ihrem bisherigen Schaffen ab. Für die Aufnahmen haben sie sich mit fünf weiteren kundigen Musikern zusammengetan. Das Ergebnis sind zwölf Songs, die mal mehr in Richtung Jazz, dann wieder in Richtung Soul oder Pop gehen.
Die Lust am Musikmachen und eine gewisse Spontaneität umgibt manche Stücke – es wird gepfiffen, gelacht – und gibt einem dann fast das Gefühl, bei einer langen Session auf einer karibischen Insel dabei zu sein. Die Verführung zu exotischen Imaginationen lauert, vor allem in Tracks wie „Solèy“, die gar ein bisschen einlullen mit dem meditativen Sound von Vögelzwitschern und Meeresbrandung. Aber gerade wenn es sich der verzückte Hörer so richtig gemütlich gemacht hat in dem Bötchen, mit dem er entspannt im seichten Wasser des Inselstrands dümpelt, weckt ihn Myra Maud’s Stimme nun wieder kraftvoll-soulig aus der wohligen Trance („Poutji?“, „How Can I?“). So ist kein Stück auf dem Album wie das andere, jedoch gibt es mit Piano und Gesang zwei Elemente, die alles irgendwie dann doch noch unter einen Hut bringen. Auffallend ist an Mauds Gesang, wie präzise sie die Worte formt, was von ihrer Musical-Erfahrung herrühren mag – Kenner des Musical-Hits „König der Löwen“ erkennen vielleicht die Stimme der Nala wieder. Hintergrund der vielgestaltigen Klanglandschaften, die durch den unterschiedlichen Einsatz von Bläsern und Percussions entstehen, sind die Pianomelodien – die Töne fallen stetig wie Tropenregentropfen, oder sie verdichten sich zu schnellen Folgen.
Abschließend bleibt zu sagen: Die Musik von Salt, mit Texten auf Französisch, Englisch und Creole, hat das Potenzial, Grenzen aufzulösen. Kein purer Jazz, nicht die reine „Soulution“, aber das Album punktet gerade mit seinen vielfältigen Eindrücken und Überraschungen.
CD, 2014, 12 Tracks, Label: Agogo Records
Marie Koppel10.06.2014