Amparo Sánchez

“La Niña y el Lobo“

„Das Mädchen und der Wolf“ heißt der Titel des vierten Soloalbums der spanischen Künstlerin Amparo Sánchez ins Deutsche übersetzt. Es ist der Soundtrack ihrer Kindheit und bewegten Jugend im Granada der Post-Franco-Zeit. Die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich in einen acht Jahre älteren Mann verliebt, schwanger wird und in den Folgejahren unter häuslicher Gewalt leidet. Sánchez schaffte es erst nach vielen Jahren, sich von ihm zu trennen und mit ihrem Sohn in Madrid ein neues Leben anzufangen. 1996 lernte sie Manu Chao kennen und ihre Karriere mit der Band Amparanoia begann. Erst 2012 konnte sie erstmals mit einer Freundin über ihre Erlebnisse sprechen, 2014 in einer Autobiographie darüber schreiben. Heute engagiert sie sich in NGOs für Frauen in ähnlichen Situationen und ermutigt und unterstützt sie. Das Album ist wie eine musikalische Blaupause des Buches, es erzählt von Stationen ihres Lebens, von Beziehungsanfängen, die schon das nahende Ende andeuten, von der Schwierigkeit, aus einem bestimmten Leben auszubrechen, aber auch von schönen Kindheitserinnerungen. Dafür hat sie sich in neun Tracks Material von (Rock-)Bands wie Mano Negras, Los Lobos oder Radio Futura ausgeliehen, aber auch Violeta Parra ist mit „Gracias a la Vida“ vertreten; nur „Veneno“ stammt von Sánchez selbst. Mit ihrer rauchigen Stimme geht sie ganz in diesen Geschichten auf und lässt sich dabei von ihren zwei brillanten Flamenco-Gitarren-Kollegen Víctor Iniesta Iglesias und Eduardo Espín Pacheco begleiten.

CD, 2020, 10 Tracks, Label: Mamita Records/Galileo MC

Mane Stelzer

29.06.2020