Ani DiFranco

“Knuckle Down“

Das soeben erschienene Album „Knuckle Down“ bildet eine umfassende Innenschau einer erfolgreichen Songwriterin. Diesmal arbeitete Ani DiFranco wieder mit verschiedenen MusikerInnen zusammen, darunter ihre langjährige Keyboarderin Julie Wolf, die gelegentlichen Supporting Acts Tony Scherr und Noe Venable sowie ihr aktueller Bühnenpartner am Bass, Todd Sickafoose. Die Produzentenarbeit teilte Ani DiFranco sich, zum ersten Mal in ihrer Karriere, mit einem Kollegen, dem Songwriter Joe Henry. Ungewohnte klangliche Akzente setzt vor allem Andrew Bird an Violine und Glockenspiel. Liebeslieder und intime persönliche Reflektionen prägen das sehr ruhige und überwiegend akustische Album, das manchmal sehr melancholisch und beinahe düster wirkt. Richtig bedrohlich ist das eindringlich gesprochene Poem über einen Fremden im nächtlichen Schlafzimmer. Beinahe bluesig kommt „Seeing Eye Dog“ daher. „Modulation“ könnte sich auf einen politischen Zusammenhang beziehen, scheint sich aber doch nur an einen Liebespartner zu richten. In „Minerva“ stellt Ani DiFranco fest, dass sie „natürlich weniger zu singen“ habe, wenn sie glücklich sei. Die Mittdreißigerin beschäftigt sich mit Erinnerungen und ihrer Familiengeschichte genauso wie mit den Ansprüchen in Beziehungen, den Irrwegen der Liebe und mit der Einsamkeit am Sonntagmorgen. „Knuckle Down“ ist ein hervorragendes, dabei aber sehr introvertiertes Album einer extrem talentierten Musikerin. Hat Ani DiFranco zur aktuellen politischen Situation denn bereits all ihr Pulver verschossen?

CD, 2005, 12 Tracks, Label: Righteous

Irene Hummel

23.03.2005