Alex Winston

“King Con“

Ein Stimmen-Chamäleon will sie sein, die hübsche 23-jährige Detroiterin, die vor zwei Jahren der Musik wegen nach New York ging. Inspiration liegt dort bekanntlich in der Luft, und so veröffentlicht sie nach einigen heimischen Eigenproduktionen nun ihr erstes „richtiges“ Album. Poppige, zuckersüße, 60s-mäßige Kompositionen mit Elektro-Einschlag, alles Eigenkompositionen, bieten so manche Hookline und somit einen hohen Wiedererkennungswert. Hit-Potenzial, könnte man meinen – doch Vorsicht! Die Texte beißen! Die dunklen Seiten der menschlichen Anziehungskraft werden zynisch und wütend besungen. So gleich der erste Song, „Fire Ant“. Der Lover wird mit einer Feuerameise verglichen, die das Opfer von innen her auffrisst – drastisch veranschaulicht im witzigen, selbst produzierten Video. Auch der Text des zweiten Liedes, „Velvet Elvis“, ist nicht gerade beruhigend, wird doch die Protagonistin wegen ihrer obsessiven Liebe zu einem Elvis-Kissen in die Psychiatrie eingeliefert… Diese schrägen Inhalte will sie live auch mit Videoprojektionen wiedergeben, man darf gespannt sein, steht doch demnächst eine kleine Deutschland-Tour an. Eine zehnjährige klassische Gesangsausbildung hat sie hinter sich und könnte laut ihrer Promotionfirma spielend ganze Puccini-Opern singen. Nun, hier kommt wahrscheinlich das eingangs zitierte Chamäleon zum Zuge: Micky Maus, danach klingt die Stimme in vielen Stücken, ein tiefer Zug aus dem Heliumballon, und los geht’s… Als Stilmittel zu den Texten sicher passend, doch oft eben etwas nervig. Fazit: interessantes Konzept, tolles Songwriting, der Gesang eher für Liebhaber der Peking-Oper.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: V2 music

Fee Kuhn

12.03.2012