Fee Huebner

“Just For You“

Fee Huebner hat, wie sie selbst sagt, zwei Seelen in einer Brust: sie ist Schauspielerin und Musikerin. Als Kind einer Musikerfamilie war es für sie ganz natürlich, erst Geigen-, dann Klavier- und schließlich Unterricht an der Harfe zu nehmen. Doch zuerst entschied sie sich für ein Schauspielstudium, machte dann ein klassisches Klavierlehrer-Studium und verband Musik und Schauspiel, in dem sie 2002 mit diversen Solo- und Duoprogramm eine Kabarettlaufbahn begann. Dann zog sie nach New York und wurde dort von der Muse geküsst – ihr Debüt „Just For You“ mit 14 Eigenkompositionen ist nun das Ergebnis dieser Schaffensphase. Das Album umfasst eine große Spannbreite – englisch- und deutschsprachige Songs, rein instrumentale Klavierstücke, Gesprochenes, Ernstes und Flapsiges, Chanson, Jazz und Cabaret stehen nebeneinander. Ja, diese CD ist wohl mehr eine „Werkschau“ zu nennen, eine Sammlung verschiedenster kreativer Facetten. Die Songs sind gut geschrieben und instrumentiert, interessant arrangiert, sehnsüchtig-gefühlvoll die Violinen-Intros und Soli ihres Bruders Gregor Huebner, wunderschön das Pianospiel von KAB Fischer, und ihr eigenes (?) am Akkordeon setzt stimmungsvolle Akzente. Dieser Sound mit seiner Mischung aus Jazzband und Zirkuskapelle ist das verbindende Element, das die Musik zusammenhält. Die eigentliche Hauptfigur Fee Huebner aber präsentiert als Solistin zwei Seiten, die nicht recht zusammen finden wollen. Da sind zum einen die englischsprachigen Songs, die eher dem Jazz oder Singer-/Songwriter-Genre zuzuordnen sind, auf der anderen Seite Stücke wie „Staubfreiheit“ und das letzte gerappte Stück „La Dolce Vita“, wo gar die Kabarettistin Fee Huebner aufblitzt. Ihrer hohen, eher mädchenhaft-unschuldigen Stimme hört man an, dass sie sprachlich, aber noch nicht gesangstechnisch geschult ist. Gerade in Richtung Klangfarben könnte sie mehr wagen und den Einsatz ihrer Bruststimme ausloten, „neue“ Tonlagen ausprobieren. Ihre deutliche Aussprache passt im Kabarett-Bereich als Stilmittel, im Jazz oder Pop ist sie aber eher fehl am Platz, weil sie artifiziell und nicht authentisch wirkt. Zwei Wege sind zwar besser als gar keiner, aber es kann sein, dass sie nirgendwohin führen. Sie sollte sich irgendwann für einen entscheiden. Anspieltipp: „You Are Here“.

CD, 2012, 14 Tracks, Label: 7jazz

Mane Stelzer

20.09.2012