Kaki King

“Junior“

Kaki King, 30-jährige Gitarrengöttin aus Atlanta, Georgia, stellt mit ihrem fünften Album „Junior“ ihre enorme Vielseitigkeit unter Beweis: bestand die Sensation des Vorgängers „Dreaming of Revenge“ darin, dass Miss King erstmals ihre Stimme zum Gesang erhob, präsentiert sie sich auf der neuen Platte als souveräne, spielfreudige Multi-Stilistin. Kaki King, die laut eigenem Bekunden gerne eine Spionin zur Zeit des Kalten Krieges gewesen wäre, verabschiedet sich auf „Junior“ fast vollständig von ihrem charakteristischen „Slapping“, sprich Gitarrenklopfen. Der Verzicht auf dieses prägende Stilmittel führt zu immenser Vielfalt, Kaki King kann alles und bringt das konspirativ auf einem einzigen Album unter: „Falling Day“ und „Death Head“ sind Riot Grrrl-/Punkrock-inspiriert, erinnern an die Breeders, Throwing Muses und Belly. Gut tanzen kann man zu „Spit It Back In My Mouth“, das sie als „ihren“ Cure-Song verstanden wissen will; „My Nerves that Committed Suicide“ und „Hallucinations from My Poisonous German Streets“ mäandern psychedelisch-traumgleich mit viel Hall und üppigen Soundgeweben. Kaki Kings Lyrics sind nachdenklich, melancholisch, schon die Songtitel erzählen Geschichten: „Everything Has An End, Even Sadness“ und „I’ve Enjoyed As Much As I Can Stand“ sprechen für sich. Dreißig Sekunden bräuchte man, um zu wissen, ob man „Junior“ mag oder nicht, sagt Kaki King – diese dreißig Sekunden sollte man investieren.

CD, 2010, 11 Tracks, Label: Cooking Vinyl

Christina Mohr

07.03.2010