Louise Jallu
“Jeu“
„Spiel“ nennt die 30jährige französische Jazz-Bandeonistin ihr viertes Album, und in der Tat spielt sie nicht nur virtuos ihr Instrument, sondern Verstecken mit Stilen, Musikepochen, Eigenkompositionen wie auch Werken bekannter klassischer Meister, die sie fröhlich durcheinander wirbelt. Die Band, die sie diesmal unterstützt, klingt im Vergleich zum Vorgänger „Piazzolla Nuevo“, wo sie mit Violine, Klavier und Kontrabass arbeitete, schon fast rockig dank E-Gitarre und Schlagzeug. Die Klassik-Bearbeitungen sind manchmal schwer zu entdecken, wenn man keine ausgewiesene Kennerin ist – so z.B. das auf Johann Sebastian Bach fußende „B.W.V. 1016“ oder „Schumann et Wozzek“. Aber wie sie sich Ravels „Bolero“ oder Fritz Kreislers relativ bekanntes Prelude und Allegro in „Pugnani-Jallu“ vornimmt, dürfte durch den Wiedererkennungswert ein gesteigertes Hörvergnügen bereiten. Wer’s lieber etwas traditioneller mag, dem sei ihr Vorgängerwerk „Piazzolla 2021“ empfohlen, wo sie des Meisters beliebte Stücke wie „Libertango“ oder „Oblivion“ – nein, nicht einfach nachspielt, sondern gekonnt bearbeitet. In Frankreich füllt sie bereits riesige Hallen, in Deutschland ist sie noch ein Geheimtipp. Hoffen wir, dass sich das bald ändert – für diese großartige, innovative Musikerin sowie für ein neugieriges, aufgeschlossenes Publikum hierzulande!
CD, 2024, 9 Tracks, Label: Klarthe
Fee Kuhn13.08.2024