Gina Schwarz

Dieses Album ist eine wahre Ausnahme unter den vielen Jazz-Neuerscheinungen. Nicht ganz leicht zu hören, und keinesfalls als Hintergrundmusik zur Dinnerparty geeignet, verlangt das neue Album von Gina Schwarz ein konzentriertes und genaues Hin- und Zuhören und ist sicherlich nicht Jederfraus Geschmack. Das, was die Bassistin hier bietet, unterscheidet sich grundlegend von vielem, was heute so als Jazz daher kommt. Die leichten Jazz-Balladen mit Bossa-Klängen, Coverversionen von Pop-Songs, die etwas variiert vorgetragen werden und dann zum Jazz gezählt werden, oder die allseits bekannten Standards in unterschiedlichen Interpretationen sucht man auf „Jazzista“ vergeblich. Vom Stil her orientiert sich der Sound der Bassistin aus Wien am Free-Jazz der 60er Jahre. Auf diesem Album fließen alle Einflüsse zusammen, sagt sie. Der Mix aus komponierter und improvisierter Musik in unterschiedlicher Besetzung gespielt — vom Duo bis zum Sextett — erinnert an Modern Jazz Größen wie Charlie Parker oder Charles Mingus, stellenweise auch an den Fusion-Sound von Bands wie Weather Report oder Musiker wie Pat Metheney. Alle Stücke hat Gina Schwarz, die am Konservatorium in Wien und am Berklee College of Music in Boston studierte, selbst komponiert und arrangiert. Zwölf Free-Jazz-Stücke, auf denen sie ihrem Instrument kraftvolle Töne von einer erstaunlichen Bandbreite entlockt. Der durchschlagende Klang ihres Basses ist mal kantig und energiegeladen, dann wieder angenehm weich und gedämpft, und ergänzt sich kongenial mit den restlichen Instrumenten. Vor allem das Wechselspiel zwischen Bass und Bläsern (Saxofon, Trompete und Flügelhorn, z.B. auf den Tracks „One Place“ und „Hexagon“) hat mir sehr gut gefallen. Sowie auch die Tango angehauchte Komposition „Milonga Luiza“, auf der Bass und Bandoneon fast verschmelzen und leicht vom Piano gestreichelt werden.
Auch wenn ich es zuerst ein wenig anstrengend fand, diese CD anzuhören, hat es sich gelohnt. „Jazzista“ ist auf jeden Fall ein Album für alle, die dem E-Jazz (E wie in E-Musik) viel abgewinnen können. Diese Jazzista wird uns sicher noch häufig begegnen!