Lily Allen
“It’s Not Me, It’s You“
Die Londoner Sängerin Lily Allen teilt mit Amy Winehouse dasselbe Schicksal: Paparazzi verfolgen jeden ihrer Schritte, um möglichst peinliche Fotos in den Boulevardmedien unterzubringen. Lily Allen ist in fast allen Ausgaben des Sensationsblättchens „InTouch“ zu sehen und es darf vermutet werden, dass der Großteil der LeserInnen keine Ahnung hat, was Lily eigentlich tut. Hauptsache, es gibt regelmäßig neue Bilder, auf denen sie betrunken und/oder ohne Unterwäsche aus irgendeinem Nachtclub getragen wird. Doch schon mit ihrem Debütalbum von 2006, „Alright, Still“ zeigte die heute 23-jährige, dass sie der weibliche Popstar ist, auf den England und der Rest der Welt lange gewartet hatten: catchy Songs, die unbekümmert Disco-, Elektro- und Skaeinflüsse verbanden, darunter der Ohrwurm „Smile“, der sofort die Charts stürmte. Die neue Platte „It’s not Me, it’s You“ ist sogar noch gelungener, jedenfalls das bisher beste Popalbum in 2009: Lilys Texte sind lakonisch und schlau (ja, sie schreibt sie selbst!), auf der Single „The Fear“ thematisiert sie die unschönen Seiten der Popularität, „Everyone’s at it“ handelt von verschiedensten Drogensüchten, in „Never Gonna Happen“ macht sie einem Verehrer unmissverständlich klar, dass seine Annäherungsver-
suche komplett zwecklos sind. Die beiden Hits des Albums und künftige post- oder wie-auch-immer-feministische Hymnen sind das fröhlich und gleichzeitig bitterböse gezwitscherte „Fuck You“, das mit Rassismus und Schwulenhaß abrechnet und der country- und westernmäßig lostrabende Song „Not Fair“, in dem sich eine junge Frau über die mangelnden sexuellen Fähigkeiten ihres Freundes beklagt. Lily Allen kennt sich trotz ihrer Jugend mit Einsamkeit, Depressionen, Alkoholismus, sprich, den Schattenseiten des Ruhms bestens aus – und will am Abend erst recht losziehen und einen drauf machen. Und den Paparazzi eine lange Nase drehen!
CD, 2009, 12 Tracks, Label: Parlophone
Christina Mohr03.02.2009