Gemma Ray
“It’s A Shame About Gemma Ray“
„It’s A Shame About Ray“ heißen ein Song und das dazugehörige Album der Lemonheads von 1992 – Gitarristin und Sängerin Gemma Ray aus Essex nutzt die Zeile für ein Wortspiel, covert aber ausgerechnet diesen Song nicht auf ihrer neuen Platte, der dritten in drei Jahren. „It’s A Shame About Gemma Ray“ beinhaltet sechzehn Coverversionen oder besser Neuinterpretationen von Stücken, über die Gemma sagt, „the covers I chose are not a declaration of cool, or a record collectors badge of honour. This album is a snapshot of random memory. If anything, the covers chose me.“ Die Songs, die Gemma gesucht haben, sind aber ohne Zweifel jeder für sich etwas Besonderes: aufgeteilt in eine „Boys-“ und eine „Girls-„Seite (mit einem Unisex-Zwischenspiel: Gemma singt den Text von Sonic Youths‘ „Drunken Butterfly“ zur Titelmelodie von „Rosemary’s Baby“) werden Lieder von Gallon Drunk, Lee Hazlewood, Billie Holiday und Ella Fitzgerald in Gemmas typischen dunklen Psycho-Blues-Sound getaucht. Und verändern sich dabei manchmal total: „Touch Me I’m Sick“, Mudhoneys rausgeschrieene Grunge-Antihymne, offenbart durch Gemma Rays Bearbeitung ungeahnt zärtlich-melodische Facetten, Shirley Basseys „Big Spender“ klingt hier ganz und gar nicht „Big“, sondern lauernd, unterschwellig gefährlich und düster. Auch das ohnehin nur vordergründig fröhliche „Bei mir bist du shein“ von den Andrew Sisters und Buddy Hollys College-Rock’n’Roll-Hit „Everyday“ entwickeln überraschend dunkle Seiten, Jeffrey Lee Pierce’s „Ghost on the Highway“ hingegen klingt so, als hätte er es für Gemma geschrieben – klar und melodiös, mit einem Hauch Tragik und Melancholie. Viel mehr als Gemmas Stimme und ihre geliebte Bigsby-E-Gitarre mit Vibrato, eine Hammondorgel und ein sehr zurückhaltendes Schlagzeug sind nicht zu hören und mehr brauchen die Songs auch nicht. Wie auf den Vorgängeralben „The Leader“ und „Lights Out Zoltar!“ ist die Produktion rau und die Stimmung somnambul – wie gemacht für die Stunden zwischen tiefer Nacht und frühem Morgen.
CD, 2010, 16 Tracks, Label: Bronzerat
Christina Mohr08.08.2010